Hai-Alarm!
Hai-Alarm!

April 2011

 

Wir freuen uns, endlich wieder eine Homepage zu haben, in der wir mit euch unsere Erlebnisse teilen können. Nach einigen internen Querelen seitens unseres Providers wurde die Neugestaltung unserer Website notwendig, ausgerechnet zu einer Zeit, wo wir viel zu berichten gehabt hätten:

 

Zunächst sei einmal gesagt, dass wir die Südsee genau so erlebt haben, wie man es von den fast kitschig anmutenden Hochglanzprospekten der Reiseanbieter kennt: einsame weiße Strände, ver­lassene Buchten, glasklares Wasser, in allen Blauschattierungen von dunkelblau über Türkis bis hell grün, faszinierende Unterwasserwelt, Blüten in allen Farben und Formen etc. etc. Was diese Südseebilder jedoch nicht vermitteln und man nur vor Ort nachempfinden kann, sind zB die Düfte, die man beim Spaziergang einfängt, Kokosöl, Vanille und die verschiedenen Blüten allen voran der liebliche Duft der Tiareblüte, eine weiße sternförmige Blüte, die auch als Symbol der Südsee gilt; die kurzen Regenschauer, die so schnell kommen und gehen, dass einem kaum Zeit bleibt, alle Luken am Schiff zu schließen; die wunderbare und sehr ins Ohr gehende Süd­seemusik mit Ukulelebegleitung, die man aller Orts hört und schließlich die unendliche Freundlich­keit der relaxten Menschen hier. Erst all dies zusammen lässt einem daran glauben, dass man sich hier – fast - im Paradies befindet. Einzig die mancherorts sehr lästigen Gelsen (Moskitos) passen nicht in dieses Bild.

 

Auf den sogenannten Gesellschaftsinseln, wie Tahiti, Bora-Bora, Huahine etc. hatten auch wir viel Gesellschaft. Zunächst besuchten uns Manuel, Rudi und Alex, anschließend Marcus und Susi.

 

Manuel, Rudi und Alex - kurz MRA – (Erich und ich haben sie stets 'die Jungs' genannt; dies erschien mir jedoch an dieser Stelle unangebracht, da sie doch alle drei bereits MÄNNER sind) haben wir mit der Delphin von dem Flughafenmotu Totegegie der Gambierinseln abgeholt. Nach einem langen Flug über Los Angeles und Tahiti kamen sie gut gelaunt wenn auch überdreht bei uns an. Der erste Schnorchelausflug zu den nahen Korallenriffen faszinierte sie jedoch sogleich. Was wir bereits ca. einen Monat vorher bestaunten, bot sich nun ihnen dar: eine Vielzahl an Fischen, Muscheln und Korallenköpfen in allen Formen, Farben und Größen.

 

Aber Schnorcheln wird dann auf später verschoben. Zunächst wollen wir noch einmal auf die höchste Erhebung der Insel Mangareva, dem Mount Duff. Er ist ca. 450 m hoch und bietet, wie kann es anders sein, einen atemberaubenden Rundumblick auf die Gambierinseln. Ich begleite die Neuan­kömmlinge auf diesen Ausflug und 'besteige' diesen Berg zum 2. Mal, wohl wissend, dass dies wahrscheinlich für die nächsten Wochen die einzige sportliche Aktivität bleiben wird, bei der man so richtig ins Schwitzen kommt.

 

Ja und ins Schwitzen sind wir gekommen, die Aussicht war jedoch wie versprochen grandios und keiner von uns hat die Anstrengung bereut.

 

Zum Schnorcheln war dann noch oft Gelegenheit bei unserer Weiterfahrt zu den Tuamotus. Der erste planmäßige Aufenthalt lag nur 5 sm entfernt von Mangareva, eine wunderschöne Bucht bei der Insel Taravai. Dort machten MRA gleich das erste Mal Bekanntschaft mit den hier überall zu findenden Schwarzspitzenhaien. Bei diesem ersten Mal war wohl noch ein bisschen Nervenflattern dabei. Ab den nächsten Begegnungen waren die drei jedoch schon auf Du und Du mit den Haien. Zu den Schwarzspitzenhaien, kamen dann noch Weißspitzen­haie und auch die Lemonsharks.

 

Die Tuamotus unterscheiden sich im Aussehen sehr von den Gambier,- sowie Gesellschaftsinseln: Die Tuamotus sind praktisch ohne Erhebung, der höchste Hügel dürfte so an die 5 m sein. Sie sind sehr trocken, bestehen hauptsächlich aus Kokospalmen, niederen Sträuchern und viel Sand. Sie sind von Korallenriffen eingesäumt, die zumeist nur 1 Einlass ins Innere der Lagune haben. Das Passieren dieser Pässe sollte im Einklang mit der Tide und dem Wind erfolgen, wenn möglich auch noch bei Sonnenschein, um eventuellen Untiefen und Korallenköpfen auszuweichen. Auch bei guten Bedingungen ist das Meer direkt im Pass sehr konfus und sprudelt wie in einem Topf mit kochendem Wasser. Alles in allem ist es jedes Mal eine spannende und tolle Sache, so einen Pass zu durchfahren. Ist man erst einmal durch den Pass in der Lagune, fühlt man sich wie auf einem spiegelglatten See. Es heißt dann nur noch gut Ausschau halten, um nicht auf einem der vielen Korallenköpfe zu landen oder diese zu streifen. Dazu stellte sich einer der MRA's vorne auf den Bug und gab seine Beobach­tungen weiter an den Rudergeher.

 

Sieht man diese Atolle aus der Vogelperspektive, so assoziiert man diese mit einer auf hellblauem Samt gebettete Halskette.

 

Die von uns besuchten Tuamotu-Inseln waren Hao – MRA bekannt durch einen Zwischenstopp ihrer Maschine von Papeete nach den Gambierinseln - Amanu, Tahanea, von wo es dann weiter nach Tahiti, Papeete, ging.

 

Eine ganz besonders schöne Zeit verbrachten wir auf Hao, wo wir Ebou und seine Familie kennen­lernen durften. Auf unserem Weg von der Delphin in die nahe Ortschaft kamen wir am Heim von Ebou am Strand vorbei. Wir wurden von ihm ins Dorf begleitet und auch wieder zurück. Wieder bei ihm angekommen, lud er uns in sein Haus ein. Wir wurden seiner Familie vorgestellt und bekamen Getränke aufgewartet. Nach einigem Plaudern holte Ebou, das Familienoberhaupt, seine Ukulele und begann uns heimische Lieder vor zuspielen. In seinen Gesang fiel bald darauf auch seine Frau Alda ein. Es kamen dann immer mehr Menschen und so verlagerte sich die Gesellschaft auf den Strand. Diese außergewöhnlich nette Zusammenkunft wurde dann erst durch die Dämme­rung beendet.

 

Ein weiteres Erlebnis der besonderen Art hatten wir ebenfalls in Hao. Nachdem wir uns bei stärkster Mittagshitze den Ort angesehen hatten, wurden wir alle sehr durstig. Die Lokale waren jedoch geschlossen, bis wir zu 'Mama Blue' kamen. Mama Blue gehört zum 'dritten Geschlecht'. Dazu muss man wissen, dass in der Südsee teilweise gesunde Buben vollkommen als Mädchen erzogen werden. Mit allem was dazu gehört mit Mädchenkleidung, Frisur etc. Dieses dritte Geschlecht – von uns mit 'es' bezeichnet – sieht man häufig, vor allem auch in der Gastronomie. Sie geben sich ungezwungen und sind ein ganz 'normaler' Teil der hiesigen Gesell­schaft. Als Gründe für ein solches Erziehungsverhalten wurden wir einerseits belehrt, dass man bei der Geburt von zu vielen Buben in einer Familie auf diese Weise 'Mädchen' schaffen wollte, die der Mutter bei der Haushaltsführung behilflich sein mussten. Eine andere, mir einleuchtendere Variante ist, dass diese 'Es' nicht zum Militär einrücken müssen und man so die Jungs vor dem Militärdienst schützen will. Wie dem auch sei, Mama Blue war ein 'Es'. 'Es' war jedoch bereits schon in den Jahren gekommen und heute leider noch nicht rasiert. Was 'Es' später jedoch nachholte. Für uns Fünf, die den natürlichen Umgang mit 'Es' noch nicht gewohnt waren, war es eine Hetz. Wir glauben jedoch so taktvoll gewesen zu sein, dass 'Es' unser Amüse­ment nicht mitbekam.

 

Schnell kam jedoch die Zeit, wo wir Hao verlassen mussten. Unser nächster Zwischenstopp sollte Amanu sein. Dort erlebten wir einen wunderschönen Schnorcheltag sowie einen atemberaubenden Sonnenuntergang in einsamer Bucht mit einem Geburtstags Sundowner für Rudi.

 

Einhellig wurde von uns die nächste Station in Tahanea als d a s schönste Schnorchel.- und Tauch­gebiet erkoren. Das Wasser ist hier noch glasklarer, sodass man tiefer nach unten blicken kann als sonst, die Koral­lenköpfe um einiges interessanter und die Fische bunter (na ja vielleicht habe ich jetzt mit den Fischen übertrieben).

 

Trotzdem verließen wir bald auch dieses außerordentliche Atoll, um die letzten Meilen nach Tahiti zu segeln. Wir kamen genau um Mitternacht in Papeete, Tahiti an. Wir genossen es wieder einmal eine größere Stadt bei Nacht anzulaufen. Die Skyline war wieder wunderschön. Der Hafenkapitän hat uns über Funk einen Platz am Stadtkai zugewiesen und gebeten, gleich morgen früh die Behördengänge zu erledigen. Wir waren das einzige Schiff am Kai und feierten noch viele Stunden unsere hinter uns liegenden Wochen und den wunderschönen Törn von den Gambierinseln bis Tahiti, immerhin 1000sm also fast 2000km. Wir hatten überaus günstige Bedingungen was Wind, Welle und Wetter betraf. Dies sollte nicht immer so bleiben.

 

MRA blieben nur noch drei Tage, um auch die Hauptstadt von Französisch Polynesien kennen zu lernen und für sich zu erobern. Dies schafften sie, so glauben wir, in dieser Zeit jedoch gründlich. Mit Barbesuchen bis in die frühen Morgenstunden, einem neuen Tattoo für Rudi (ein Delphin, was sonst) – fast ein Muß hier im Land der Tattoos – und einem Stadtbummel. Der Abschied von Manuel, Rudi und Alex kam viel zu früh und wurde im Restaurant der Marina Taina, wohin wir uns mittlerweile mit unserer Delphin verlegt hatten, gefeiert.