November 2011
Gleich bei unseren ersten Schritten an Land treffen wir auf Helga und Rene von der österreichischen Segelyacht Amigo. Nach dem ersten Kennenlernen vereinbaren wir eine gemeinsame Autofahrt in das Gebiet nördlich von unserem Liegeplatz in Opua bis zum Nordkap und wieder zurück entlang der Westküste.
Gleich nach einigen Kilometern die erste Sehenswürdigkeit: den Waitangi Treaty Grounds. Hier wurde 1840 der Vertrag zwischen den Engländern und den Maori Chefs unterzeichnet. Zu sehen ist neben dem geschichtsträchtigen Haus, das von einem wunderschönen Park umgeben ist auch ein prächtiges Versammlungshaus der Maori.
Nicht weit von diesem Ort suchen wir ein kleines Kircherl mit dazugehörigem Missionshaus auf, das zweitälteste Gebäude Neuseelands. Die Holzgebäude im Kolonialstil wirken auf uns sehr niedlich.
Weiter geht es zu einer WC Besichtigung. Ja richtig gelesen: Besichtigung einer öffentlichen Toilette in Kawakawa. Wie zu vermuten ist, handelt es sich nicht um ein x-beliebiges Örtchen, nein es handelt sich um die Hundertwasser Toilette. Der österreichische Künstler Hundertwasser hat in dieser Gegend die letzten 23 Jahre seines Lebens verbracht und kann man seine typische Baukunst an vielen Gebäuden in Kawakawa entdecken. Es dürfte sich wohl um das meistfotografierte WC handeln.
Auf unserer kleinen Rundreise kommen wir dann noch an folgenden erwähnenswerten Plätzen vorbei:
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Kirikiri, wo sich das sogenannte Stone Store, das älteste Geschäft Neuseelands befindet. Kerikeri ist jener Ort, an dem die ersten englischen Siedler in Neuseeland ankamen und sich niederließen.
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Man hat in Kerikeri ein vor Einfall der Europäer entstandenes Maoridorf wieder vollständig neu aufgebaut sowie einen angrenzenden Lehrpfad einheimischer Pflanzen und Bäume mit einer Beschreibung wofür diese - teilweise bis zum heutigen Tag - verwendet werden.
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Cape Reinga, Nordkap, wo die Tasmansee und der Pazifische Ozean zusammenkommen;
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Zurück über die Westküste entlang der '90 Mile Beach'. Ein sehr langer schmaler Küstensandstreifen, der teilweise bei Niedrigwasser mit dem Auto zu befahren ist, flankiert von hohen Sanddünen. Wir machen uns schnell aus dem Staub, da wir zu einer ungünstigen Zeit dort unterwegs sind.
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Am Ende des 90 Mile Beach befinden sich große Sanddünen, wo man Sandrodeln bzw. .-surfen kann.
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Waipoua Kauri Forest. Nach einem kurzen Spaziergang auf einem Holzpfad durch diesen Wald führt uns zu dem wahrscheinlich ältesten Lebewesen dieser Erde: einem ca. 2000 Jahre alten Kauribaum mit dem Maori Namen Tane Mahuta (Herr des Waldes). Dieser Baum ist beachtliche 51,5 m hoch, hat einen Umfang von 13,8 m und flößt uns Menschlein gehörigen Respekt ein. Jedoch nicht so den englischen Einwanderern, die diese Bäume in früherer Zeit fast zur Gänze rodeten, um sie zu zugegebener Maßen sehr schönen Möbelstücken zu verarbeiten.
Damit war unsere gemeinsame kleine Rundreise in den hohen Norden Neuseelands beendet. Einige Tage später haben wir uns nochmals für ca. 3 Wochen ein Auto, einen kleinen Camper, gemietet, um den mittleren und südlichen Teil der Nordinsel zu befahren.
Der erste Weg führt uns zunächst mittels Bus nach Auckland, wo wir erst unser Mietfahrzeug übernehmen.
Auckland ist die größte Stadt Neuseelands (aber nicht dessen Hauptstadt) mit ca. 1,2 Mio. Einwohnern von insgesamt 4,2 Mio. Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst nennen (das Obst bezeichnen sie als Kiwi fruit). Die moderne Stadt liegt zwischen dem Tasmansee Hafen und dem Hafen auf der Pazifikseite. D.h. es gibt keinen Wasserweg bei Auckland von einem Meer zum anderen. Man muss schon den Umweg über das Nordkap bzw. durch die windgebeutelte Cookstreet zwischen der Nordinsel und Südinsel nehmen, will man mit dem Schiff auf die jeweils andere Seite Neuseelands gelangen.
Mit Hilfe eines bis dato nur flüchtig Bekannten, der vor vielen Jahren von Salzburg nach Neuseeland auswanderte, lernen wir erstmals die Gastfreundschaft der 'Kiwis' kennen. Großzügig werden wir gleich zu einem Abendessen sowie zur Übernachtung in seinem Haus eingeladen. Da Tom den ganzen nächsten Tag beruflich beschäftigt ist, nutzen wir die Gelegenheit, um Marion, die wir auf Niue getroffen haben, auf der nahe gelegenen Insel Waiheke zu besuchen. Wir haben uns kurzfristig bei ihr angemeldet und nimmt sie sich den ganzen Tag Zeit, um uns 'ihre' Insel zu zeigen. Dabei besuchen wir u.a. die vielen schönen Strände, eine Galerie sowie eine Weinverkostung. Waiheke hat ein sehr mildes und sonniges Klima und ist als Ausflugs.- und Ferieninsel - wie wir meinen nicht zu Unrecht - sehr beliebt.
Da unser letzter Österreich Aufenthalt bereits über ein Jahr zurückliegt, haben wir auch nichts dagegen, von Tom in ein Österreichlokal in Auckland entführt zu werden. Das Restaurant Carnunthum wird – no na ned – von einem Kärntner geführt und wir schlemmen uns mit Wiener Schnitzel und Leberkäs voll.
Bei der Fahrt durch die Nordinsel lernen wir die herrliche Landschaft Neuseelands, so wie wir dies bisher nur auf Bildern sahen, kennen. Unendlich weite Grasflächen mit Millionen von Schafen und Kühen, gebirgige Hügel und riesige Wälder von Farnbäumen. Ein grünes Land mit mildem Klima hier im Norden.
In unserem kleinen Campingbus können wir auch schlafen und auf einem Campingkocher Kleinigkeiten kochen und aufwärmen. Es ist aber gar nicht so einfach einen geeigneten Platz zum Campieren zu finden, sieht man von den vielen Campingplätzen, die aber natürlich nicht gratis sind, ab. Fast alle Nebenstraßen und Wege abseits der Hauptstraße führen zu eingezäunten und abgeschlossenen privaten Liegenschaften. Kaum biegt man in so einen Nebenweg ein, sieht man sich vor einem versperrten Tor. Nach einigem Suchen, können wir aber immer wieder ein mehr oder weniger bequemes und ruhiges Platzerl zum Schlafen finden.
Einen solchen gemütlichen Schlafplatz finden wir auf dem 'Forgotten World Highway'. Diese sehr einsame, kleine und kurvenreiche Straße führt durch die Republik Whangamomona. Die einzige Republik Neuseelands. Diese entstand durch Meinungsverschiedenheiten zwischen den Dorfbewohnern und den Regierungsbehörden. Die kleine Ortschaft sollte zu einem anderen Regierungsbezirk verlegt werden, was die Whangamomoner jedoch ablehnten und ihre eigene Republik ausriefen. Dies ist auch mit einem entsprechenden Republikschild bei der Ein.- bzw. Ausfahrt festgehalten. Im wesentlichen besteht die Republik aus einem Hotel mit Restaurant, einer Post, einem Campingplatz und wenigen Häusern.
Unser südlichster Punkt auf der Nordinsel ist die Stadt Wellington, wo ca. 425.000 Menschen inkl. Umgebung leben. Da es zum Zeit unseres Besuches hier etwas kälter ist, genehmigen wir uns diesmal ein Hotelzimmer für 2 Tage.
Wellington liegt in einem Hügelland und hat ebenfalls einen schönen Hafen, wo es sich gut spazieren lässt.
Erich hat auch hier Bekannte aus Österreich, die sich schon seit längerer Zeit in Wellington niedergelassen haben. Manfred und seine Partnerin Elke sind sehr liebenswürdig und geben uns gute Ratschläge, wie wir die beiden Tage, die wir für Wellington geplant hatten, am besten und interessantesten verbringen können.
Ein absolutes Muss in Wellington ist der Besuch im Museum 'Te Papa'. Wir haben noch nie ein so tolles, interessantes und modern gebautes Museum gesehen. Die Themenbereiche umfassen die Urzeit bis zur Neuzeit, insbesondere die Geschichte der Maoris mit wertvollen Artefakten, Exponate aus Naturgeschichte und Umwelt sowie zeitgenössische Kunst und Kultur. Besonders interessant sind die vielen Hightech Installationen wie zB das Haus, in dem ein Erdbeben simuliert wird oder die virtuelle Geschichte über die Besiedlung Neuseelands durch Polynesier.
Eine weitere Attraktion Wellingtons ist das rote Cable Car. Für uns Salzburger jedoch kaum etwas besonderes, denken wir an unsere gute alte Festungsbahn.
Natürlich wollen wir noch einen Blick von oben genießen und so besuchen wir noch kurz den Aussichtsberg von Wellington und werden von dem Rundumblick nicht enttäuscht.
So schade es auch ist, dass wie oben erwähnt fast der gesamte Kauri Bestand abgeholzt wurde, so faszinierend sind die Exponate im Kaurimuseum. Hier werden eine beachtliche Anzahl an wunderschönen Möbeln, die aus diesem Holz angefertigt wurden, ausgestellt. Das Museum befasst sich jedoch auch hinreichend mit der Darstellung der seinerzeitigen mühsamen Gewinnung des Kauriholzes und dessen Harz, das ebenfalls teilweise unter schwersten Bedingungen gewonnen wurde.
Nachdem wir bereits tausende von Schafen auf unserer Fahrt durchs Land gesehen haben, interessiert uns natürlich auch eine Schafschur live zu sehen. Dafür hat man in Sheepworld die beste Gelegenheit. Uns wurde eindrucksvoll eine Ein.- und Vorführung über den Einsatz der Hunde, die bei dieser Arbeit eine wichtige Rolle spielen, dargebracht, mit anschließender Schur eines Schafes. Im Eifer des Gefechtes kann es schon ein bißchen blutig werden für das Schaf, wie wir auch beobachten konnten.
Einen kleinen Abstecher ist uns jedoch noch der Ort Russell, das sich in der Bucht gegenüber von Opua befindet wert. Die kleine sehr aufgeräumte Ortschaft mit schmucken Holzhäuschen lebt hauptsächlich vom Tourismus.
Unsere weitere Route führt uns dann wieder nach Opua, wo wir noch die reparierten Segel vom Segelmacher abholen sowie ein paar Kleinigkeiten für unsere Europareise packen müssen.
Am 23.11. geht unser Flug nach Salzburg von Auckland via Los Angeles und Frankfurt.
An dieser Stelle verabschiede ich mich bei unseren Lesern bis zu unserer Rückkehr auf die Delphin am 10. Februar 2012.