Mystery Island vor Aneityum
Mystery Island vor Aneityum

 

September 2013

 

Am 30. und 31. August stellten wir erhöhte Aktivität unter den Dorfbewohnern von Analgawat auf Aneityum fest. Immer wieder fuhren vollbesetzte Boote zwischen dem Dorf und der kleinen Insel 'Mystery Island' hin und her. Wie wir bereits wussten, leben auf der Insel keine Menschen, da diese von Geistern bewohnt sein soll. Wir schnappten daher unser Dingi und fuhren ebenfalls auf die Insel, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Auf der Insel angekommen, trafen wir jedoch bestenfalls auf viele hilfreiche 'Geister': Für den nächsten Morgen erwartete man ein großes Kreuzfahrtschiff und man war gerade dabei für die erwarteten ca. 3.500 Besucher alles vorzubereiten u.a. wurden die rund um die Insel und quer darüber führenden Wanderwege gekehrt, es wurde auch der 'Menschenfressertopf' poliert, in den sich die Besucher hineinsetzen können und fotografieren lassen. Ansonsten wanderten wir an diesem Tag einsam rund um die Insel und kamen an wunderschönen Buchten mit kristallklarem Wasser und tollen Schnorchelplätzen vorbei, ebenso wie an der Flugpiste, wo zwei Mal wöchentlich kleine Flieger aus den umliegenden Inseln sowie der Hauptstadt Port Vila landen. Den Handarbeitsmarkt mit seinen vielen kleinen Hütten fanden wir verlassen und leer.

 

Am nächsten Tag bot sich uns ein gänzlich neues Bild auf der Insel: Überall liefen die vielen Tausend Menschen des Kreuzfahrers herum. Die Souvenirstandeln waren mit prachtvollen, bunten Kleidern, Schnitzereien, Flechtarbeiten etc. etc. beladen. Es gab kleine Hütten als Cafés, Labstationen, Musik, Tanz und vieles mehr.

 

Beim Immigrationsbeamten, der aufgrund der Ankunft des australischen Kreuzfahrtschiffes extra aus Port Vila angereist war, komplettierten wir unsere Einreiseformalitäten, als wir ihm mehr oder weniger zufällig unter den vielen Touristen auf der Mystery Island begegneten.

 

Am späteren Nachmittag reisten wir schließlich mit der Delphin wieder von Aneithym ab mit Ziel Vulkaninsel Tanna. Die 'Carneval Spirit' verließ kurz nach uns, den Hafen.

 

Noch bevor die Sonne wieder aufging, konnten wir schon in der Ferne den feuerspeienden Vulkan von Tanna, Mount Yasur, sehen. Dieser Vulkan war ja unser Ziel. Er ist der – angeblich – weltweit am leichtesten zugängliche noch aktive Vulkan. Wenn ich vom sicheren Schiff aus so die Eruptionen sehe, bekomme ich doch ein klein wenig ein mulmiges Gefühl. Sollen wir da wirklich hinauf?

 

Am Morgen liefen wir dann in Port Resolution ein, wo bereits drei andere Yachten lagen. Mit ihnen vereinbarten wir sogleich einen Vulkanbesuch für den späten Nachmittag, sodass wir sowohl bei Tageslicht wie auch der später einsetzenden Nacht das Naturschauspiel erleben könnten.

 

Tagsüber besuchten uns dann einige Dorfbewohner mit ihren Auslegerkanus. Sie alle hatten irgendwelche Anliegen: von Handyaufladen (hier gab es wieder ein Handynetz), ein Foto des neuen Familiennachwuchses zu machen und natürlich gleich auszudrucken über Transportdienste und Verleihen von Videos ('but movies with a lot of action please') bis Wiederaufladen des DVD Players. Sie waren jedoch alle so freundlich und lustig, dass wir gerne den Wünschen nachgekommen sind. Dafür haben sie sich mit frischem Obst, Gemüse und mit Führerdiensten erkenntlich gezeigt.

 

Zum vereinbarten Treffpunkt mit unserem 'Taxi', das uns zum Vulkan bringen sollte, erschienen wir 6 Mann hoch natürlich pünktlich. Das Fahrzeug war jedoch nicht da und so marschierten wir vom Yachtclub ins Dorf. Dort trafen wir gleich auf eine Menschengruppe, die uns dahingehend aufklärte, dass lediglich der Dorfchief (zugleich Lehrer) bzw. Stanley einen zuverlässigen Transport zum Vulkan arrangieren könnten. Unsere unwissende Gruppe hingegen hat mit einem Paul gesprochen, der zwar alles versprochen, jedoch jetzt nicht mehr auffindbar war. Aber wir hatten Glück, da während unseres Palavers mit nunmehr dem Chief und Stanley ein Fahrzeug vorbeikam, dessen Fahrer seine menschliche Fracht zu Hause absetzen und uns dann zum Vulkan bringen würde.

 

Wir kamen nach einer ca. 40min dauernden abenteuerlichen Fahrt durch teilweise stark ausgeschwemmte Hohlwege durch Dschungelgebiet gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Vulkan an. Bei der rasanten Fahrt, kamen wir an vielen Menschen vorbei, die von ihrer Gartenarbeit kommend, auf dem Heimweg waren.

 

Vom Parkplatz gingen wir ca. 10 min. hinauf bis zum Kraterrand, wobei wir bereits wiederholtes Donnern hörten und leichte Vibrationen in den Beinen spürten.

 

Der Vulkan spie immer wieder aus drei Schloten glühende Gesteinsbrocken und Funkenregen. Dies war bereits bei Tageslicht ein wunderschönes Schauspiel, als es jedoch finster wurde ein unvergleichliches Erlebnis. Zwischen den einzelnen Eruptionen war einige Minuten lang Ruhe, dann hörte man wieder ein Donnern und Brodeln und schließlich regnete es wieder glühende Lava. Wir waren gerade so weit vom Krater entfernt, dass uns die glühenden Trümmer nicht treffen konnten.

 

Ein leichter Regenschauer und eisige Kälte ließen uns wieder Absteigen. Eine letzte Eruption, die gleichzeitig aus zweien der Vulkanschlote kam, bescherte uns noch ein unvergessliches Abschiedsfeuerwerk.

 

Auf der Rückfahrt goss es in Strömen und die Vier, die auf der Ladefläche des Trucks Platz genommen hatten, wurden ganz schön gewaschen. Ich hatte das Glück, bei der Hinfahrt auf der Ladefläche zu sitzen und durfte dafür bei der Rückfahrt in der trockenen Fahrerkabine Platz nehmen.

 

In Port Resolution besuchten wir anderntags noch das Dorf von Tom, der uns für Port Vila einige Kilo Taro (Wurzelgemüse) mitgab, die wir am Markt in Vila bei seiner Mutter abgeben sollten. Das kleine, saubere Dorf, in dem Tom lebt, besteht aus mehreren traditionell errichteten Hütten. Beim Dorfrundgang stellt er uns seine Frau, sein Baby, seinen Vater, Großvater und viele andere Personen seiner Großfamilie vor.

 

Am 08.09. fuhren wir ab nach Port Vila. Der Wind hatte etwas gedreht und die Delphin begann unruhig zu rollen. Wir segelten an Erromango vorbei und erreichten nach einem ruppigen Segeltörn um ca. 11.00 Uhr des 9. Septembers die Hauptstadt von Vanuatu, Port Vila auf der Insel Efate.

 

Die Bojen des örtlichen Yachtclubs schienen alle belegt, so warfen wir zwischen einigen Ankerliegern unseren eigenen Anker zwischen der Stadt und der davor befindlichen Insel von Ikiriki. Bald realisierten wir, dass wir genau in der Wassertaxilinie lagen. Von früh morgens bis spät abends fuhren permanent voll besetzte offene Motorboote direkt an der Delphin vorbei. Wenn uns die Passagiere sahen, gab es meistens ein lautes Hallo und Gewinke.

 

Als erstes lieferten wir in Port Vila am Gemüsemarkt die 5 Körbe Taro, die wir von Tom für seine Mutter hierher transportierten, ab. Diese war sehr überrascht und wollte das Gemüse zunächst nicht annehmen, da sie keinen Sohn Namens Tom in Tanna hat, wie sie erklärte. Erst als ich ihr ein Foto von Tom zeigte, erkannte sie ihren Sohn und meinte, zu der sich mittlerweile angesammelten Menschenmenge, 'ah yes Tomason'. Ein Kind aus erster Ehe. Erst als dies geklärt war, wurden wir die Fuhre los und bekamen außer dem Dank noch einen Krautkopf, eine Gurke sowie 2 Trinknüsse geschenkt.

 

Die Stadt Port Vila selbst hat uns nicht gefallen. Man kann hier zwar gut einkaufen, es gibt auch schöne Restaurants sowie einige nette Cafés, jedoch auf der Hauptstraße, wo sich all dies befindet, reiht sich ein Taxibus nach dem anderen, was natürlich viel Gestank und Staub zur Folge hat. Privatfahrzeuge sieht man nur selten.

 

So verließen wir relativ bald wieder diesen Ort und segelten die 5 sm Richtung Südwest zur nächsten Bucht, und zwar zur Mele Bay. Wir ankerten hier vor einem schönen Sandstrand in klarem Wasser und genossen am Abend in der Mele Beach Bar eine interessante Feuertanzshow.

 

Den nahe gelegenen Wasserfall, eine der Attraktionen rund um Port Vila, haben wir auch noch vor unserer Weiterfahrt aufgesucht und die herrliche Abkühlung an diesem Tag tat uns gut.

 

Am 17.09. ging es dann weiter zum nahe gelegenen Havannah Harbour, wo wir dann den Rest des Monates September verbrachten. Wir ankerten ganz im hintersten Bereich der Bucht, zwischen dem Festland und der Insel Moso. Gleich vom ersten Tag an kamen wir mit den Dorfbewohnern auf der Festlandseite in Kontakt. Die Bewohner von Moso Island haben einen Großteil ihrer Gärten auf der gegenüberliegenden Bucht, sodass sie beim Weg von und zur täglichen Gartenarbeit bei uns vorbeikamen und uns mit dem frischestem Gemüse sowie Obst versorgten: Bananen, Zitronen, Papaya, Tomaten, Gurken, Paprika, Kraut, Salat, Kürbisse und mehr. Als Gegenleistung wollten sie zum Großteil diverse Gefälligkeiten wie zB Handyaufladen, Taxifahrten mit dem Dingi, Hilfe beim Installieren der neu erworbenen Solaranlagen.

 

Hier lebt eine Vielzahl von riesigen Schildkröten. Wir konnten sie täglich beobachten wie sie an unserem Ankerplatz vorbei kamen. Selbst die so seltenen Seekühe (Dugong) bekamen wir im Havannah Harbour zu Gesicht.

 

An einem der Wochenende fand auf Moso Island eine Doppelhochzeit statt, zu der wir eingeladen waren. Diese Gelegenheit ließen wir uns natürlich nicht entgehen und so waren wir angemessen gekleidet am Freitag morgen am Ort des Geschehens. Das ohnehin sehr hübsche Dorf war zusätzlich reich geschmückt. Zunächst begegneten wir den Brautpaaren im traditionellen Kostüm. Während dieser Zeremonie wurden die Brautgeschenke übergeben u.a. ein lebendes Schwein. Anschließend fand eine Begrüßungszeremonie der Gäste statt, die teilweise aus Tanna und den umliegenden Inseln und Dörfern kamen. Unter den ca. 300 Festgästen waren auch 2 Neuseeländer, 2 Australier und wir zwei Österreicher. Auch wir wurden per Handschlag von den einheimischen Dorfbewohnern begrüßt.

 

Danach verschwanden die Brautleute, um sich für die kirchliche Trauung umzukleiden. Nach einiger Zeit erschienen sie festlich gekleidet, wie wir es von unseren Hochzeiten kennen. Die Bräute in weißen Spitzenkleidern und die jungen Ehemänner in festlichen Anzügen. Nach der kirchlichen Zeremonie, gab es – unseren Hochzeiten nicht unähnlich – ein wunderschönes großes Buffet, zu dem man rangmäßig aufgerufen und bedient wurde. Da gab es kein Gerangel oder Geschubse.

 

Im Laufe der Wochen, die wir im Havannah Harbour verbrachten, ergab es sich, dass wir mehrmals nach Port Vila fuhren, und zwar auf dem Landweg. Dies ist relativ einfach. Man begibt sich mit dem Dingi an Land und geht ca. 10 bis 15 min. bis zur Hauptstraße, wo in unregelmäßigen Abständen, jedoch permanent kleine Lkw's mit offenen Ladeflächen vorbeikommen. Diese hält man an und sagt dem Fahrer, wohin man gebracht werden möchte. Dann steigt man hinten auf und befindet sich meist in guter Gesellschaft mit Einheimischen, die einem bei der ca. 40min. Fahrt die Zeit mit netten Gesprächen verkürzen. Erst beim Verlassen des Fahrzeuges bezahlt man den Fahrpreis.

 

Bei einem dieser Besuche in Port Vila trafen wir auf Roland aus der Schweiz, den wir erstmals in Niue und später in Tonga und Fiji wieder trafen. Roland kündigte an, am nächsten Tag zu uns in den Havannah Harbour herüber zu kommen mit seiner SY Connivence. Er stellte uns Christine aus Österreich und Christian aus der BRD, die auf ihrer Segelyacht Thor hier im Hafen lagen vor. Da sie uns gleich sympathisch waren, überredeten wir auch sie zum Havannah Harbour zu kommen. Schließlich gäbe es morgen, am 1. Oktober, einen zweifachen Grund zum Feiern: die Geburtstage von Roland und auch meinen eigenen.