Ni-Vanuatu Mutter mit ihren zwei Kindern
Ni-Vanuatu Mutter mit ihren zwei Kindern

August 2013

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, wir haben Neuseeland verlassen und ja, wir sind gut angekommen in Vanuatu.

 

Bevor wir jedoch am 18. August Opua verlassen haben, lernten wir noch Neil Campbell kennen, der neben seinen 3 Farmen auch ein Hubschrauberunternehmen betreibt. Er fliegt mit seinem Hubschrauber hauptsächlich Einsätze zur Bestreuung landwirtschaftlicher Flächen mit diversen Chemikalien. Er lud uns zu Bier und Wein in seinen Hanger ein. Dabei ergab sich eine weitere Einladung an Erich, Neil bei einem seiner nächsten Flüge zu begleiten. Am 06. August war es dann so weit, dass die Wetterbedingungen für einen Flug passten. Am Hangar angekommen stellte jedoch Neil fest, dass sein Sprühgerät nicht funktionierte und er somit seinen Sprühauftrag nicht erfüllen konnte. Damit jedoch Erich nicht vergebens erschien, machte Neil mit ihm kurzerhand einen kleinen privaten Rundflug von Kerikeri bis Opua, über unseren Ankerplatz und wieder retour. Ein unvergessenes Erlebnis für meinen Skipper!

 

Am nächsten Tag, als das Sprühgerät wieder in Stand gesetzt war, durfte Erich nochmals mitfliegen und half auch eifrig als Gegeneistung bei den Vorbereitungen zum Besprühen der Felder.

 

Wieder auf festem Boden bzw. auf dem Meer stellte Erich fest, dass sich abermals einiges Getier am Unterwasserschiff der Delphin häuslich niedergelassen hat, daher sind wir in Opua ein weiteres Mal trocken gefallen zum Aussiedeln der ungebetenen Gäste.

 

Es war auch an diesem Tag, dass Horst und Karen uns endgültig verlassen haben und mit ihrer 'Flow' wieder Richtung Auckland segelten. Wir haben die Monate, die wir mit den Beiden verbrachten sehr genossen und werden sie sehr vermissen.

 

Unseren Abreisetermin legten wir nach eingehenden Beratungen und Wetterstudien mit Winfried auf den 18.08. Winfried sah für uns für die nächsten Tage SW Winde mit ca. 10 bis 15 kn, später ein Tief mit nördlichen Winden (also ungünstig für uns) mit bis zu 25kn Windstärke. Wir ließen uns jedoch von dem prognostizierten Tief nicht erschrecken und auch die damit verbundenen nördlichen Winde, die nur kurze Zeit andauern sollten, konnten uns nicht abhalten, endlich los zu fahren. Unsere Wetterbeobachtungen der letzten Wochen lehrten uns, dass zu dieser Jahreszeit ein Tief das andere aus der Tasmansee nach Nord Neuseeland jagte, also hiess es lediglich, sich ein möglichst schwaches Tief auszusuchen.

 

Am 18.08. hatten wir um 9.30 Uhr einen Termin beim Zoll zum Ausklaren, hernach betankten wir die Delphin mit Diesel und Wasser und warteten bis Mittag auf die Lieferung unserer zollfrei eingekauften Getränke.

 

Um 12.30 Uhr hieß es dann schließlich Opua und Neuseeland Adieu!

 

Überfahrt:

 

1. Tag: sonnig, kleine aber konfuse See, 10-15 kn Wind aus SW, in der Nacht nur ca. 5 kn Wind;

2. Tag: bewölkt, ca. 7kn Wind aus SO, Fahrt ca. 3kn, um ca. 20.00 Uhr Durchzug eines Squalls mit 18 bis 25kn Wind, ca. 1 Stunde starker Regen, später wieder 5 - 7 kn Wind;

3. Tag: Sonnenschein, wenig Wind ca. 5 - 7kn aus SO bis ca. 10.00 Uhr, hernach Flaute bis ca. 18.00. Wir haben den Motor nicht gestartet und sind während dieser Zeit mit der Strömung ca. 5sm zum Ziel gefahren; während einer wunderschönen (fast-) Vollmondnacht herrliches Halbwind-Segeln mit ca. 10 bis 15kn Wind;

4. Tag: Das erwartete Tief zieht über uns hinweg und bringt rauhe und konfuse See, sehr ruppig, mit Windgeschwindigkeiten von ca. 20kn bis max. 25kn aus nördlicher Richtung, immer wieder Regenschauer; ab ca. 19.00 Uhr Wind abflauend und drehend auf NW und später auf W; Wellenberge benötigen einige Zeit, um sich wieder etwas zu beruhigen.

5. Tag: 02.00 Uhr morgens, rechts voraus ein Fischerboot, über Funk erfahren wir, dass er in ca. 60m Tiefe von Ost nach West ein Netz zieht, um Thunfische zu fangen. Früh morgens haben auch wir einen Thunfisch an der Leine.

Schöner Segeltag bei Sonnenschein und Halbwind, ca. 10kn, Passieren von 2 Frachtschiffen.

6. Tag: In der Nacht zum 6. Tag wunderschönes Halbwindsegeln, bei ca. 8kn Windstärke und kaum Welle, leichter Pazifikschwell;

am Vormittag schläft der Wind ein und wir stehen für ca. 8 Stunden bei Sonnenschein; erst gegen Abend leichter Wind und wiederum eine schöne Nachtfahrt bei viel Mondlicht;

7. Tag: Zu Mittag Bergfest, also die Hälfte der Strecke liegt bereits hinter uns!

Schönes Segeln, bei wenig Welle, Sonnenschein, es ist angenehm warm. Wetterleuchten in der Nacht.

8. Tag: Nach Mitternacht aufkommen von stärkerem Wind bis 20kn. Gegen 3.00 Uhr morgens Einreffen von Groß und Fock bei ca. 25kn, rauhe See.

Vormittags noch immer rauhe See bei ca. 15 bis 20kn Wind. Sonnenschein mit ein paar Wolken;

Nachmittags Auffrischen des Windes, ca. 1 Stunde lang haben wir 30kn Wind und mehr; bis zum nächsten Morgen bleibt der Wind um ca. 20 bis 25kn und wir machen gute Fahrt;

9. Tag: 8.00 Uhr Fischalarm: Fisch kann sich jedoch vom Haken befreien; 10 min. später dasselbe noch einmal; wiederum 10 min. später ein schöner Bonito, der dieses Mal auch den Weg in die Pfanne findet;

10. Tag: gutes Segeln, Wind schrallt teilweise, durchziehende Squalls (Regenschauer), die manchmal mehr, manchmal weniger Wind bringen;

11. Tag (28.08.): Annäherung an Aneityum (oder Anatom); sehr warm, Sonne, guter Wind.

 

15.00 Uhr fest vor Anker im Hafen von Analgawat (dies ist nur eine von vielen Schreibweisen). Außer uns ist noch eine australische Yacht in der Ankerbucht sowie ein Franzose, der hier jedoch mit seinem großen Tauchboot ständig liegt.

 

Vom Land her hören wir Kinderlachen und irgendwo findet ein Fußballmatch statt. Wir genießen diesen Nachmittag in der wunderschönen Bucht bei wärmenden Sonnenstrahlen und glasklarem Wasser.

 

Am nächsten Morgen gehen wir an Land und suchen zum Einklarieren die Polizeistation auf. In dem kleinen Gebäude sitzt ein junger Mann, der uns freundlich und schüchtern Formulare zum Ausfüllen übergibt. Er macht die Einreiseformalitäten für den Zoll und die Agrarbehörde. Wir haben eine Frist von einem Monat bekommen, um in Port Vila den ausständigen Behördengang zur Immigration zu machen. Wir werden noch aufgefordert, eine Gebühr von 6.000,00 Vatu (=50,00€) zu bezahlen. Der Polizist, er trägt übrigens keine Uniform, verweist uns darauf, dass morgen wieder die Bank geöffnet hat, wo wir Geld wechseln könnten.

 

Unser erster Spaziergang durch das Dorf führte uns an mehreren kleinen Strohhütten vorbei und wir begegneten vielen, sehr freundlichen Menschen. Wir kommen auch an einem sehr großen, modernen Neubau vorbei und erklärte man uns, dass hier nach Fertigstellung ein Touristenbüro untergebracht wird. Dieses Gebäude passt so gar nicht zu dem übrigen Dorf und wirkt hier Fehl am Platz.

 

Am nächsten Tag gehen wir pflichtschuldigst zur 'Bank'. Das Haus gleicht eher einem Kiosk und die dahinter befindliche Satellitenschüssel wirkt größer als das Bankgebäude. Nichts desto Trotz bekommen wir unsere restlichen Neuseeland Dollar sowie US Dollar zum aktuellen Wechselkurs plus saftige Spesen gewechselt. Wozu hätten sie sonst die riesige Schüssel gebraucht? Hier gibt es den einzigen Internetanschluss auf der Insel. Die Quittungen werden jedoch mit der Hand ausgefüllt.

 

Nachdem wir die 6.000,00 Vatu bei der Polizei abgeliefert haben, machten wir einen weiteren Spaziergang in den Busch, wo sich versteckt, viele der malerischen Hütten der Einwohner befinden. Wir kommen auch an der Grundschule sowie der Hauptschule vorbei. Die Kinder tragen alle eine Schuluniform und sind sehr fröhlich und an uns interessiert. Die meisten Menschen, die uns ansprachen, stellten sich zunächst mit ihrem Namen vor und die klangen so gar nicht nach Vanuatu: Keith, John, Paul, Marian, Angela, etc. Uns wurde jedoch gesagt, dass ein jeder noch einen zweiten und dritten Namen in eigener Sprache führt und diese auch von Zeit zu Zeit gewechselt werden.

 

Es gibt hier auf Aneityum keine befestigten Straßen und wir haben nur ein einziges Auto gesehen, es gibt kein Handynetz, kein Internet (außer wie gesagt bei der Bank), kein Fernsehen, kein allgemeines Stromnetz, lediglich einige wenige Generatoren oder kleine Solarpaneele. Bei Sonnenuntergang wird gegessen und dann wird zu Bett gegangen. Das erklärt auch die viele Kinder hier ....

 

Wir stellen jedenfalls fest, dass wir in Vanuatu wiederum in einer anderen Welt gelandet sind. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Melanesiern, ein sehr dunkler Menschenschlag mit schwarzen, krausen Haaren. Von Zeit zu Zeit kann man auch schwarze Kinder mit blonden Locken sehen. Die Ni-Vanuatu - so nennen sie sich selber - leben hauptsächlich von Gemüse.- und Obstanbau, ein wenig Fischfang sowie der Haltung einiger Hühner, Schweinen und Kühen. Es gibt auf dieser Insel keine regelmäßigen Versorgungsschiffe und so passiert es sehr häufig, dass man auf die Dinge, die man nicht selbst erzeugt, wie Zucker, Reis etc. verzichten muss. Alles macht einen sehr friedlichen und entspannten Eindruck. Die Gärten sind schön gepflegt und die Wege erstaunlich sauber und frei von Unrat. Wir fühlen uns absolut sicher und willkommen.

 

Überraschend hörten wir eines Abends einen Ruf am VHF Kanal 16 von einem Einheimischen, Keith, der uns bat, ihn beim nächsten Landgang zu besuchen. Wie sich dann herausstellte, ist er der einzige im Ort, der ein Funkgerät besitzt und betreibt. Er organisiert auf Wunsch 'Heimatabende' mit Musik, Tanz und Abendessen für Yachties. Nachdem er sich erkundigte, ob wir einen Drucker an Bord hätten, bat er uns, für ihn einige Kopien anzufertigen. Im Gegenzug bekamen wir von ihm Obst.

 

Unsere Ankerbucht war durch eine kleine Insel mit Namen Mystery Island im Südwesten gut geschützt. Morgen, also am 01.09. werden wir dieser Insel mit dem Dingi einen Besuch abstatten. Es leben auf ihr keine Menschen, da diese von Geistern bewohnt wird ....