im Land des Tasmanischen Teufels
im Land des Tasmanischen Teufels

Jänner 2013

 

Zu Beginn des Neuen Jahres, das wir ja mit dem spaktakulären Feuerwerk in Sydney begrüßten, sollte allmälich beim nächsten günstigen Wetter unsere Reise weiter gehen nach Tasmanien. Am 3. Januar hatten wir ein passendes Wetterfenster und wir verließen die Blackwattle Bay im Herzen Sydney's in Richtung Eden, dem südlichsten Hafen von New South Wales.

Wir erreichten Eden nach zwei Tagen am frühen Morgen des 5. Januars. Die Fahrt war angenehm und mit Unterstützung des East Coast Current (ECC) relativ flott. Eden liegt auf einer Anhöhe und hat deshalb tolle Aussichtsplätze auf die zerklüftete Küstenlinie.

Eden war in früheren Zeiten ein Walfangort und lernten wir im hiesigen gut und interessant gestalteten Marinemuseum die Geschichte von 'Old Tom', einem Killerwal kennen. Dieser kam in den Wintermonaten immer wieder mit seiner Gefolgschaft nach Eden, wo sie vorbeiziehende Buckelwale in die Bucht drängten. Durch laute Schläge auf das Wasser mit ihren Fluken, machten sie die örtlichen Walfänger auf sich aufmerksam. Diese kamen dann und harpunierten die Wale. Die so bereits geschwächten Tiere wurden von Old Tom und seiner Bande am Abtauchen gehindert, in dem sie sich unter die Wale schoben. Es wird auch berichtet, dass sich die Killerwale auf die Luftlöcher der Buckelwale legten, um diese am Atmen zu hindern. Nachdem Tier und Mensch gemeinsam einen Wal getötet hatten, erhielten die Killerwale als Belohung die besten Stücke des Opfers, nämlich Zunge und Lippe, der Rest wurde von den Menschen verarbeitet. Diese Geschichte soll sich tatsächlich über mehrere Jahre so zugetragen haben bis eines Tages der Kadaver von Old Tom an Land geschwemmt wurde. Man hat sein Skelett präpariert und im Museum ausgestellt.

Nach Durchzug einer Südfront, in der wir uns in die gegenüberliegende Bucht vor Boydstown (Ben Boyd, ein sehr kreativer und zukunftsdenkender Poinier) verlegten, machten wir uns auf den Weg zu den Flinders Islands, Tasmanien, und verließen somit das 'Festland' Australien. Mit Einfahrt in die Bass Street wurde es ziemlich ruppig. Der Wind frischte auf ca. 35kn auf und die Welle ließ uns stark rollen. Schließlich erreichten wiederum nach 2 Tagen die Inselgruppe. Die Einfahrt zur südlichen Bucht, genannt Lady Barron, war sehr 'interessant': Wir hatten eine schlechte Zeit erwischt und starke Gegenströmung sowie teilweise wirklich nur die sprichwörtliche 'Handbreit Wasser unter dem Kiel'.

Wir ankerten vor dem kleinen Hafen, da dieser bereits mit Fischerbooten voll besetzt war. Während der späten Abendstunden frischte der Wind jedoch stark auf und wir mussten feststellen, dass unser Anker nicht hält. Das hieß schnell Anker auf und erneut ankern. Dabei wurde es auch klar, warum der Anker nicht hielt: In der Bucht von Lady Barron gibt es viel Seegras und nur eine dünne Schicht Matsch auf felsigem Grund. Bei zu starkem Wind, würde hier kein Anker halten. Wir mussten längere Zeit suchen, um eine gute Stelle zu finden, wo auch bei diesen Bedingungen der Anker halten würde.

Am nächsten Morgen, es war bereits der 14. Januar, hat man uns angeboten, an einem der Fischerboote, die im Hafen lagen, längsseits zu gehen. Wir haben uns jedoch entschlossen, gleich weiter zu fahren, da Manuel, der ja seit 23.12. bei uns an Bord war, seinen Rückflug für den 22.01. gebucht hatte und auch noch Tasmanien bereisen wollte. Die schöne Landschaft der Flinders Islands konnten wir deshalb nur von Bord aus betrachten.

Von den Flinders Islands hatten wir einen ruhigen, schönen Törn bis St. Helens, an der Ostküste Tasmaniens. Den Ort St. Helens kann man auch nur durch eine sehr schwierige Einfahrt erreichen. Die meisten lassen sich von Einheimischen pilotieren und fragte man uns bei Ankunft mit wem wir reingefahren wären. Als wir erklärten, dass wir alleine hier ankamen, war man ganz erstaunt. Dazu muss ich erklären, dass  die elektronische Seekarte sehr genau stimmte, mit deren Hilfe wir den richtigen Weg fanden.

Wir legten uns hier an einen der Stege und stellten erfreut fest, dass man hier nur gegen einen kleinen Obolus liegen kann und Serviceeintrichtungen wie Wasser, Strom und Dusche nutzen darf. Im nahe gelegenen Ort gibt es alles weitere, was man so braucht.

Um uns für unsere Rundreise durch Tasmanien mit einem Auto zu versorgen, mussten wir jedoch mit dem Bus in das ca. 200km weite Launceston fahren. Wir nahmen uns dort einen Campervan, in dem wir auch nächtigen konnten.

Launceston, eine der ältesten Städte Australiens, liegt am Tamarfluß und kann auch vom Norden her mit dem Boot erreicht werden. Wir haben jedoch gesehen, dass die Boote in der Marina bei Niedrigwasser im Schlamm stecken und nur bei Hochwasser wieder die Marina verlassen können.

Unser erstes Ziel in Tasmanien sollten die Cradle Mountains sein, natürlich wie ein Großteil Tasmaniens in einem Nationalpark gelegen. Durch eine herrliche Landschaft fahrend erreichten wir dann auch den Lake Dove in den Cradle Mountains. Wir machten einen ca. 2stündigen Fußmarsch vom Lake Dove bis zum Haus 'Waldheim'. Dieses Haus wurde von dem Österreicher Gustav Weindorfer im Jahre 1910, als er dieses herrliche Gebiet entdeckte, gebaut. Es wurde später restauriert und als kleines Museum ausgebaut. Weindorfer lag die Schönheit des ganzen Gebietes sehr am Herzen und wollte dieses vielen Menschen und für alle Zeiten zugänglich machen. Er schaffte es gemeinsam mit Freunden und seiner Ehefrau Kate, die Regierung dazu zu bringen, dieses Gebiet mit einer 75km lange Straße zu erschließen und zum Nationalpark zu erklären. Er betrieb in seinem Haus mit seiner jungen Frau eine Art einfaches Hotel und war bald weithin bekannt.

Obwohl wir bei unserem Aufenthalt Regen hatten, waren wir von der Schönheit der Berge begeistert, nicht unähnlich denen in Österreich. Wir bekamen hier auch jede Menge 'Wildlife' zu Gesicht. Alle Augenblicke sahen wir Wallabies, Wombats, Ameisenigel, Possums etc.

Auf unserer weiteren Fahrt kamen wir noch bei Rosebery vorbei und wanderten in einem ca. 2,5 Stunden langen Fußmarsch durch dichten Wald zu den 104m hohen Montezuma's Wasserfällen. Der Fußweg ist jedoch sehr gut ausgebaut, da in früheren Zeiten für die in der Nähe befindlichen Minen eine Eisenbahnstrecke hier gebaut wurde. An einigen Stellen kann man noch die alten Eisenbahnschwellen sehen. Den Namen der Wasserfälle hat man von der seinerzeitigen 'Montezuma Miene' übernommen.

Unser westlichster Punkt in Tasmanien war der kleine Ort Granville Harbour, direkt an der rauhen Westküste gelegen. Hier sahen wir lediglich einige Ferienhäuser und Quadfahrer in den Sanddünen. Wir setzten unseren Weg nach diesem kurzen Ausflug in den Westen fort zurück zu den Cradle Mountain's, und zwar zum südlich gelegenen Lake St.Clair, der bis zu 200m tief sein soll. Außer der Schönheit der Natur betrachteten wir dort einen der vielen Staudämme samt Kraftwerk, die hier in Tasmanien zur Stromerzeugung errichtet wurden.

Berufsbedingt hat sich Manuel sehr dafür interessiert und so haben wir noch einige dieser Kraftwerke und Staudämme besucht, zB am Lake Pieman, Lake Gordon und Lake Pedder.

Der Platz, der mir persönlich am besten gefallen hat, war der kleine alte Ort Corinna, ein ehemaliges Goldgräberdorf, im Westen am Pieman River gelegen. Durch eine unendlich erscheinende Fahrt auf einer nicht asphaltierten Straße durch dichten Wald erreicht man schließlich Corinna, bestehend aus restaurierten Häuschen aus der Gründerzeit, derzeit genutzt als Touristenunterkünfte. Verblüfft waren wir, als wir sahen, dass die Straße hier am Fluß endet und man, um auf die andere Seite zu gelangen, eine kleine Autofähre benutzen muss.

Wir nutzen diesen idyllischen Ort, um eine kleine Pause einzulegen und den Vorabend zu Manuels Geburtstag mit einem guten Essen im Restaurant und anschließend mit einem Drink in der dazugehörigen Bar zu feiern.

Am nächsten Morgen geht es mit der kleinen Fähre zum anderen Ufer des Pieman Rivers und wieder weiter durch den Urwald. Die einzige Unterbrechung des Dschungels sind kleine frei gemachte Stellen, in denen man Bienenstöcke aufgestellt hat.

Unsere nächste Station war bereits Hobart, wo Manuel seinen Rückflug nach Europa starten würde, über Melbourne, Hong Kong und Frankfurt nach Salzburg.

Hobart liegt am Derwent Fluß, eingebettet zwischen Bergen mit direktem Meerzugang. Vom Mount Wellington genießen wir einen herrlichen Blick auf die größte Stadt Tasmaniens.

Nachdem wir Manuel am 22. Januar am Flughafen - schweren Herzens - abgeliefert haben, setzen wir unsere Fahrt fort weiter in den Süden, und zwar nach Port Arthur, wohin man die 'ganz schweren Fälle' in der seinerzeitigen Gefangenengeschichte Australiens brachte und unterbrachte.

Beim Betrachten der Kirchenruine geht mir durch den Kopf, dass uns bei der kurzen Einführung erklärt wurde, dass diese Kirche mit den Ziegeln, die die inhaftierten Buben (der jüngste soll erst 9 Jahre alt gewesen sein) hergestellt hatten, errichtet wurde.

Auf dem Weg nach Port Arthur kamen wir durch jenes Gebiet, das einige Wochen zuvor durch die Weltpresse Bekanntheit erlangte durch einen schweren und weit ausgedehnten Buschbrand, in dem nicht nur tausende Hektar Wald, sondern auch viele Häuser bis auf die Kamine niederbrannten.

Nach Retournierung des Leihwagens in Launceston und Rückkehr auf die Delphin suchten uns Karl und Karin im Hafen auf. Die beiden, die vor 30 Jahren aus Flensburg ausgewandert waren, leben seit nunmehr 15 Jahren in St.Helens und hatte ich im Wäscherei-Café vor unserer Tasmanien-Rundfahrt kennengelernt.

Sie luden uns zu sich in ihr wunderschönes, neues Haus in der Bay of Fires ein und aus einem Kaffee mit Kuchen wurde ein ausgedehnter, gemütlicher und interessanter Nachmittag der sich bis zu einem Abendbrot und einer späten Heimfahrt verlängerte. Sollten wir noch länger in St.Helens sein, würden wir uns freuen, Karl und Karin wieder zu treffen.