Einschulung: wie öffnet man fachgerecht eine Kokusnuss
Einschulung: wie öffnet man fachgerecht eine Kokusnuss

 

November 2013

 

Vor unserer Abreise nach einem langen Aufenthalt im Havannah Harbour, nahe Port Vila, Vanuatu, veranstalteten wir noch einmal am Ufer einen Grillabend mit der Familie von Kalo. Juliet mit der Gitarre und den Kindern als Chor brachten uns wunderschöne religiöse Lieder dar. Dabei werde ich nie den inbrünstigen und herzzerreißenden Gesang des kleinen Stanley beim Lied 'Jesus you are my Love' vergessen.

 

 

 

Am nächsten Morgen starteten wir, gut versorgt mit allerlei Früchten und Gemüse von unseren neu gewonnenen Freunden, bereits um 5 Uhr früh. Trotz der frühen Morgenstunden konnten wir Kalo und seine Frau am Ufer stehen sehen, wie sie uns noch einmal zum Abschied zuwinkten. Nur schwer ließen sich die Tränen unterdrücken.

 

 

 

Unsere weitere Fahrt führte zur Insel Malakula, wo wir einen 'Auftrag' zu erledigen hatten. Die Überfahrt war sehr angenehm und wir ankerten in der Awei Bay neben der SY Green Coral aus der Schweiz, mit Peter und Rosemarie an Bord. Die Bucht ist sehr, sehr hübsch und gut geschützt.

 

 

 

Am nächsten Morgen kamen wieder viele, viele Einwohner der umliegenden Inseln in ihren Auslegerkanus vorbei, um Hallo zu sagen. Man merkte an der viel ärmlicheren Kleidung, dass man hier weit von der Stadt entfernt ist. Trotzdem lachen sie viel und sind sehr fröhlich. Weltlicher Besitz bedeutet hier noch sehr wenig.

 

 

 

Unter unseren Besuchern war auch Sofran Mansey und mit ihm sollte sich unser 'Auftrag' erledigen: Wir hatten ja noch immer die Kleidung, die wir von Benesta in Neuseeland für ihre Vanuatu Leute bekommen hatten, an Bord. Es stellte sich heraus, dass Sofran der Bruder von Benesta ist und gleichzeitig der Chief auf Awei Island. Bevor wir die verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen Benesta und ihm in Erfahrung brachten, erzählte er uns eine haarsträubende Geschichte: Auf einer benachbarten Insel wurden vor einigen Tagen 14 Häuser niedergebrannt, 2 Menschen getötet und einige verletzt. Die Ursache dieses Angriffs lag darin, dass ein junger Mann von einer benachbarten Insel verstorben war. Seine Familie führte dessen Tod auf 'Hexenzauber und schwarze Magie' zurück. Der Überfall war die Folge. Diese Geschichte haben wir später auch in der Zeitung nachlesen können, wo man berichtete, dass die Schuldigen von einem Polizeischiff abgeholt und ins Gefängnis nach Luganville auf der Insel Espirito Santo gebracht wurden. Laut Bericht handelte es sich um sehr viele Personen, sodass das örtliche Gefängnis auf der Insel Malakula zu klein war.

 

 

 

Sofran erzählte uns diese Geschichte, da er für die betroffenen Dorfbewohner, die alles verloren hatten, um Kleidung und anderen Hausrat bat. Da sich mittlerweile seine Verwandtschaft zu Benesta bestätigte, übergaben wir ihm die Kleidersäcke und wussten, dass sie hier dringendst benötigt wurden. So war unser Auftrag erledigt.

 

 

 

Unser nächstes Ziel Luganville erreichten wir am 07.11., wo wir die erforderlichen Behördengänge für die Abreise zu den Solomon Islands zu absolvieren hatten.

 

 

 

Die Stadt ist keinen längeren Besuch wert und so legten wir nach einem Tag Aufenthalt, wo wir die Behördenbesuche sowie einen größeren Einkauf erledigten, bereits wieder ab.

 

 

 

Auf unserem Weg nach Norden passierten wir u.a. das Wrack des ehemaligen Luxus Kreuzfahrt-schiffes 'USS President Coolidge', (in ca. 20m Wassertiefe) das später als Truppentransporter umfunktioniert wurde und im 2. Weltkrieg vor Luganville auf eine eigene Unterwasserbombe auflief und sank. Gleich daneben befindet sich der Million Dollar Point, wo nach Kriegsende von den Amerikanern ihr ganzes Kriegsmaterial (Panzer, Truppenfahrzeuge, Flugzeuge etc) versenkt wurde. Aus diesen beiden Plätzen wurde ein Mekka für Taucher aus aller Welt.

 

 

 

Wir legten vor der Abfahrt zu den Solomon Islands noch Übernachtungsstopps in der Oyster Bay sowie in der Olry Bay ein. Wir befanden, dass man hier eigentlich länger bleiben müsste, um diese beiden wunderschönen Buchten zu genießen. Aber uns saß die Flaute im Nacken. Wir hörten aus den täglichen Wetterberichten, dass der Wind immer weniger wird und die Flautezeit schnell näher kommt. Wir mussten daher schnell weiter, um noch den letzten Wind Richtung Norden auszunutzen.

 

 

 

Unsere Überfahrt dauerte dann 4 Tage vom 11. bis zum 14. November, wo wir in Lata, Hauptort der östlichen Salomonen, Santa Cruz, ankamen. Wir hatten guten Wind zwischen 10 und 15kn, später nur noch 5kn, aber auch wenig Welle und insgesamt sehr angenehmes Segeln. Obwohl es immer wieder rund um uns blitzte, bekamen wir keinen Regen ab.

 

 

 

In Lata angekommen, machten wir am Kopf des großen Betonsteges fest, an dessen Seite ein halbversunkenes Transportschiff verrostet. Es kamen immer mehr Menschen, die uns 'bestaunten'. Die Anlegestelle war alles andere als angenehm, der Schwell drückte die Delphin immer stärker zur Mauer und die Fender mußten immer wieder neu gerichtet werden.

 

 

 

So ging ich alleine in Begleitung eines Führers zu den Behörden. Auf dem Weg dorthin sehe ich überall blutrote Spuren. Zunächst dachte ich, hier muss es vor kurzem ein fürchterliches Gemetzel gegeben haben oder vielleicht hatte man ein Schwein abgestochen? Aber dann sah ich das gleiche Rot in den lachenden Gesichtern der Männer und Frauen auf deren Zähne und Lippen. Da fiel mir ein, dass man uns in Vanuatu erzählte, dass in den Solomon Islands die Menschen dem Betelnusskauen verfallen seien. Dies war dann auch des Rätsels Lösung. Die Spuren, die ich überall sah, waren die ausgespuckten Reste des Betelnusskauens. Auch sonst war Lata voll von herumliegendem Müll, da half auch nichts, dass man einen riesigen Container für die Blechdosen aufgestellt hatte.

 

 

 

Mein erster Weg führte zum 'Ministry of Agriculture'. Der Beamte hieß mich Willkommen, holte schnell den Zollbeamten und gemeinsam ging es mit dem Wagen zunächst zur Bank, die jedoch geschlossen war und bereits 20 Leute davor warteten. Dies war aber kein Problem, man fuhr mich zu einem Laden, der in einem Nebenraum so eine Art 'Bank' eingerichtet hatte. Dort konnte ich mit der Kreditkarte Geld beheben. Ein Währungsumtausch war nicht möglich.

 

 

 

Sodann fuhren wir zur Delphin, wo die üblichen Formulare verteilt wurden, die es galt auszufüllen. Danach nahm man uns noch umgerechnet ca. 3.000,00 Solomon Dollar (entspricht in etwa € 300,00) ab für die Einreise, für Müllentsorgung, für Fahrtgenehmigung und auch Ausreisegebühr (deshalb der vorherige Besuch bei der 'Bank'). Damit war alles bis auf die Immigrationsbehörde erledigt. Dies würden war dann in Honiara nachholen. Die Dame vom Zoll schenkte uns zum Abschied noch ein strahlendes Lächeln mit ihren roten Beißerchen.

 

 

 

Jetzt hieß es nichts wie weg von dem ungemütlichen Liegeplatz und hinüber auf die andere Seite der Bucht zum Shaw Point. Hier erwartete uns ein wunderschöner Ankerplatz mit glasklarem Wasser und spiegelglatter See.

 

 

 

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, fuhren wir an Land, wo bereits einige Menschen neugierig auf uns warteten. Ein großer junger Mann kam als erstes auf uns zu und stellte sich als Leonhard vor. Er erklärte uns dann auch, dass es hier auf dieser Insel eine Lehrwerkstatt u.a. für Mechanik und Gartenbau gibt, gesponsert von der EU. Leonhard ist der Lehrer für Gartenbau und lebt wie die übrigen Lehrer das Jahr über hier mit seiner Familie. Leonhard führte uns ein wenig herum und wir sahen ein hübsches, sehr sauberes Dorf mit schönen Gärten. Die Häuser sind auf Stelzen gebaut wegen der besseren Belüftung, Vermeidung von Ungeziefer und feuchtem Boden nach starkem Regen. Die typische Bauweise für ganz Salomonen.

 

 

 

Im Laufe unseres Aufenthaltes lernten wir noch Leslie, den Religionslehrer, und seine Familie kennen. Von ihm bekamen wir stets die größten Papayas aus seinem Garten. Mathilda, seine Frau erzählte, dass in dieser Bucht immer wieder Yachten ankern, jedoch die wenigsten zu ihnen an Land kämen und sich mit ihnen unterhalten würden. Die meisten bleiben für sich an Bord und ziehen bald weiter. Sie sind daher von uns ganz begeistert, dass wir sie immer wieder besuchen kommen und mit ihnen plaudern. Die Begeisterung ist ganz auf unserer Seite. Wir genießen das Beisammensein mit diesen freundlichen und fröhlichen Menschen.

 

 

 

Auf einem dieser Ausflüge ins Dorf begegneten wir auch dem Herrn Pfarrer, der uns bei unserem Rückweg zum Schiff abfing und uns einen ganzen Sack voll Obst und Gemüse überreichte, ohne irgend ein Gegengeschenk zu erwarten. Bei unserer weiteren Reise durch die Solomonen sollten wir solche Erfahrungen immer wieder machen. Die Leute geben gerne aus ihrem Garten, manchmal im Tauschhandel aber oft einfach als Geschenk.

 

 

 

Auch Titus, der sein Dorf am Ende der Bucht hat, kam angepaddelt mit einigem Gemüse, das er gegen Kleidung eintauschte. Er ist gerne mit den Yachties zusammen und hat viele Informationen.

 

 

 

Bei einem Besuch in Lata mit dem Dingi trafen wir zufällig auf den Immigrationsbeamten, der extra aus der Hauptstadt angereist war, um ein größeres Frachtschiff abzufertigen. Er erledigte auch gleich unsere Einreiseformalitäten und sind wir somit zur Gänze in den Salomonen einklariert.

 

 

 

Nach einigen Tagen in dieser friedlichen Bucht, heißt es für uns weiterziehen Richtung Honiara. Da wir es aber nicht eilig hatten, legten wir noch einen Zwischenstopp bei den Three Sister Islands ein. Der Ankerplatz war sehr tief bei ca. 30m. Wir lernten hier Elias kennen, der mit seiner Familie in einer aufgelassenen riesigen Halle einer Kopraerzeugung wohnt. Der Umzug erfolgte, nachdem ein Zyklon sein Haus zerstört hatte.

 

 

 

Elias brachte uns Kokusnüsse – etwas anderes gab es hier auf dieser Insel nicht. Die Leute leben vom Fischfang, den sie auf der gegenüberliegenden Insel San Cristobal verkaufen. Obst und Gemüse müssen sie selbst einkaufen.

 

 

 

Weit innerhalb der Lagune befindet sich ein Creek, in dem auch Krokodile leben. Von Zeit zu Zeit fängt Elias eines. Dazu sucht er den Creek auf, wo er dann mit dem Krokodil spricht. Er lockt es durch Worte an und knebelt es mit einem Strick. Um den Strick los zu werden, dreht sich das Krokodil immer wieder um sich selbst und fesselt sich somit. Dann brauchen die Krokodiljäger nur noch mit ihren Speeren zuzustechen. Elias betont, dass diese Methode des Krokodilfangens auch hier in den Solomon Islands einmalig sei: nur mit Worten, 'just by words'. Elias, der mit dem Krokodil spricht!

 

 

 

Elias war sehr an einem Film interessiert. So ergab es sich, dass wir ihn an einem Nachmittag mit unserem Laptop bewaffnet besuchten, wo wir unter Palmen den neuseeländischen Film 'Whale Rider' vorführten. Die Kinderschar, die Elias zum Filmschauen eingeladen hatte, war jedenfalls begeistert. Es fanden sich auch mehr und mehr Erwachsene ein, die auch gerne die Gelegenheit zum 'Fernsehen' nutzten.

 

 

 

Beim nächsten guten Wind ging es dann wieder weiter, zunächst zu einem Stopp im Marau Sound, der südöstlichen Ecke von der Hauptinsel Guadalcanal. Aus den geplanten 2 bis 3 Tagen Aufenthalt wurden schließlich 14. Aber davon das nächste Mal ….