März 2013
Unsere Reise durch die Fjorde im Süden Neuseelands setzte sich Anfang März 2013 fort.
Der Ende Februar zuletzt besuchte Sound bzw. Fjord war der Dagg Sound. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen lagen wir einsam in der ruhigen Bucht. Plötzlich schreckte uns ein lautes Motorengräusch auf: ein Hubschrauber, der uns einige Male umkreiste. Wir machten freundlich Winke-Winke in der Annahme, dass es sich um einen Touristenrundflug handelte. Wir wurden dann aber am Funk mit dem Schiffsnamen gerufen. Unser Besuch war vom Neuseeländischen Zoll, der uns etliche Fragen über woher, wohin, seit wann, wie lange etc. stellte. In der Hauptsache ging es wohl darum, dass sie sich vergewissern wollten, dass wir uns rechtmäßig in Neuseeland aufhalten und uns auch ordnungsgemäß angemeldet haben. Nach Beantwortung all der Fragen, verschwand der Helikopter wieder.
Am 02.03. verließen wir in aller Früh den Dagg Sound in der Hoffnung, bis zum Milford Sound segeln zu können. Leider blieb der Wind aus und so beschlossen wir, des motorens müde, in den nahe gelegenen Doubtful Sound zu fahren. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass auch dieser Sound wieder wunderschön war. Hier gab es erstmals wieder etwas mehr Schiffsverkehr, d.h. 5 bis 6 Ausflugschiffe u.a. begegnete uns auch wieder der Dreimaster 'Spirit of New Zealand'.
In dem von uns gewählten Ankerplatz fanden wir eine vorbereitete Festmacherleine (in sehr gutem Zustand), die von einheimischen Fischern quer über die Bucht gespannt wurde, an welcher wir uns längsseits legten. Damit ersparten wir uns das Ankermanöver sowie das Ausbringen von Landleinen.
Hier machten wir auch Bekanntschaft von Keas. Dies sind etwas zu groß geratene Papageien, die einen ausgesprochenen Hang zum Vandalismus haben. Bei uns haben sie mit ihren starken Schnäbeln beim Bimini die Naht des eingearbeiteten Sichtfensters auf drei Seiten aufgerissen. Ihre Kollegen in bewohnten Gebieten haben sich auf das Herauspicken der Gummilitze bei den Auto Scheibenwischern spezialisiert. Unglaublich!
Für den nächsten Tag meldete der Marine Wetterservice für unsere Region, 'Gale warning' (30 bis 35kn Wind) und 'very rough sea'. Nach unseren letzten Erfahrungen mit der Flaute, dachten wir: wird schon nicht so schlimm sein, am Morgen bis frühen Nachmittag ist es meistens ruhiger und bis dann der starke Wind kommt, haben wir wieder eine Möglichkeit in einen Sound zu schlüpfen. Also starteten wir ganz früh und steckten unsere Nase in die Tasmansee. Zunächst waren 15 bis 20kn Wind, was ja ganz passabel war. Kurz danach jedoch die versprochenen 35kn und die rauhe See. Diesmal haben wir uns dann aus ganz anderen Gründen in den nächsten Fjord (Casewell Sound) geflüchtet. Die schmale Einfahrt war aber durch die Windverhältnisse und die aufgewühlte See wie Erich es ausdrückte 'sehr interessant', d.h. schwierig. Jedoch kaum innerhalb des Sounds, gab es keine Welle und somit war es wiederum angenehm. Auch hier hatten die Fischer für uns im hintersten Winkel des Sounds eine Landleine zurückgelassen, die wir zusätzlich zu zwei von uns ausgebrachten Leinen auch nutzten. Mit dem ebenfalls ausgebrachten Buganker lagen wir nun verspannt wie die Spinne in ihrem Netz.
Diesmal kraxelten wir nicht im Busch herum, sondern entlang eines fast ausgetrockneten Wasserfalles bzw. Flusslaufes und stellten fest, dass es schade ist, dass wir uns zu wenig in der Geologie auskennen. Wir fanden viele interessant gefärbte und geformte Steine. Goldklumpen dürften wohl kaum dabei gewesen sein.
Am 05.03. haben wir es dann aber gepackt: Super Segelwetter bis zum Milford Sound. Einfahrt in den Sound bei Sonnenschein mit aufkommender leichter Bewölkung. Imposante, fast senkrecht abfallende Felswände, ein paar Wasserfälle sowie Gletscher in der Ferne machen diesen Sound tatsächlich zu einem der schönsten hier in Neuseeland. Durch die hohen Wände haben wir immer wieder starke einfallende Böen. Im hintersten Winkel, im Deep Water Basin, jedoch ist es windstill. Hier gibt es einen Fischerhafen mit einer kleinen Fischereiflotte. Freie Plätze von auf See befindlichen Fischern werden an durchreisende Boote vermietet. So bekommen auch wir einen Platz in Mitten der Fischerboote.
Ganz in der Nähe befindet sich ein großes Busterminal, von wo aus eine Vielzahl von Unternehmen Schiffstouren durch den Sound anbieten. Der Milford Sound ist der einzige, der durch eine öffentliche Straße erschlossen ist. In der Hauptsaison kommen hier täglich bis zu 3000 Tagesgäste an.
Schon nach drei Tagen, in denen wir einige kleinere Wanderungen in der näheren Umgebung unternahmen, machten wir wiederum die Leinen los, um in den Norden zu kommen. Zwischen dem Milford Sound und dem Nordkap der Südinsel gibt es auf der Westküste keinen vernünftigen Hafen mehr. In die beiden kleinen Städte von Greymouth und Westport kann man laut Hafenhandbuch nur einfahren, wenn man es eigentlich nicht nötig hat. D.h. die Ein.- und Ausfahrt zu diesen beiden Häfen ist aufgrund der geringen Wassertiefe nur bei ruhiger See möglich. Sollte man einen Schutzhafen brauchen, sind die beiden Pässe nicht passierbar. Also haben wir uns darauf eingestellt, die Strecke von ca. 400sm in einem Rutsch durchzufahren.
Da es vor unserer Ausfahrt aus dem Milford Sound doch noch ca. 1 1/2 Tage Nieselregen gab, zeigte sich uns der Fjord in einem völlig anderen Kleid: Plötzlich gab es die steilen Felswände herab Dutzende von Wasserfällen. Die tiefhängenden Wolken gaben der ganzen Landschaft einen sehr mystischen und märchenhaften Zauber. Die Robben und Pinguine als Statisten vervollständigten das Bild.
Die Tasmansee nahm uns wieder gnädig auf, zunächst jedoch mussten wir eine kurze Flautezeit mit dem Motor überwinden. Danach hatten wir jedoch meistens sehr guten Segelwind, Sonnenschein und einen wunderschönen Blick auf die in der Ferne liegende Küste, entlang der Southern Alps mit dem Franz-Josef-, sowie Fox Gletscher. Zu beobachten gab es wiederum viele der majestätischen Königsalbatrosse sowie Delphine.
Auch hatten wir wieder einen großen Thunfisch an der Angel, was der Abwechslung in unserer Bordküche nicht schadete. Die letzte Einkaufsmöglichkeit in Bluff lag doch schon einige Wochen zurück.
Gespannt verfolgten wir zwei bis drei Mal täglich die Wind.- und Wettervorhersagen für unsere Umrundung des Nordkaps - Farewell Spit. Die meistens starken Winde in dieser Gegend könnten uns das Seglerleben noch schwer machen. Dem war jedoch dann nicht so. Wir konnten bis ca. 10sm vor dem Kap segeln und mussten dann wiederum den Motor zu Hilfe nehmen, da der Wind eingeschlafen war.
Nach Umrundung des Kaps lag das Land nun seit langem wieder einmal westlich von uns. Wir segelten quer über die große Bucht, die sich nach dem Kap erstreckt. Diese Bucht wird die Golden Bay genannt und ist für viele Neuseeländer die schönste Region Neuseelands.
Bevor wir unser vorläufiges Ziel, Nelson, aufsuchten, entschieden wir uns dafür, noch zwei Nächst in einer der schönen Buchten zu verbringen. Wir legten uns daher hinter eine kleine Insel (Adele Island), wo bereits zwei Segelschiffe ankerten. Zur Feier der Ankunft gab es die Meeräsche, die sich am Vorabend an unserem Fischerhaken befunden hat.
Gegen Monatsmitte laufen wir dann in Nelson in der Marina ein.
Die ersten Tage war wiederum vieles zu erledigen, nach der langen Zeit ohne jegliche Infrastruktur. Zunächst ein Berg Wäsche, der auf die Waschmaschine wartete, Lebensmitteleinkauf, checken der elektronischen Post, Abwaschen des sich angesammelten Salzes auf der Delphin, Auffüllen der Wassertanks etc. etc. und die üblichen Servicearbeiten sowie das Abliefern unserer Genua beim Segelmacher. Die Genua, die uns ja während der Überfahrt von Tasmanien nach Bluff bereits in der ersten Nacht eingerissen war, musste wieder einsatzbereit gemacht werden.
Nach einigen Tagen, nachdem alles wieder so weit in Schuss war, mieteten wir uns ein Auto und machten einige Tagesausflüge.
Als erstes wollten wir uns die Golden Bay von der Landseite aus ein wenig ansehen und waren ebenso wie die Einheimischen von der herrlichen Landschaft begeistert. Wir fuhren über Berge mit grandiosen Aussichten, die Küste entlang, durch kleine, verträumte Ortschaften bis hinauf zum Eingang der oben bereits erwähnten Dünen vom Farewell Spit. Diese dürfen jedoch nicht privat befahren werden, nur mit gebuchten Touren.
Als nächstes besuchten wir die Nelson Lakes, zwei größere Seen in mitten eines Nationalparks. Die kurvenreiche Strecke durch das Binnenland führte uns wieder über Berge und teilweise - nach massiven Holzschlägerungen - wieder aufgeforstete Wälder. Die kleinen Ortschaften, die wir passieren sind alle samt 'putzig' und sehen sich irgendwie ähnlich: Kleine Holzhäuser mit Schnitzereien in den Giebeln und Terrassenzäunen mit liebevoll gepflegten Gärten, einem Hotel mit Pub und Restaurant sowie einer kleinen Holzkirche. Zu jedem Ort gehört auch noch ein schöner Park, kleine Läden, Cafés und ein Museum à la Heimatmuseum. Die meisten dieser Orte entstanden während eines kurzen Goldrausches in den Jahren um 1860.
Die Gegend um den Marlborough Sound mit ihrem massiven Obst.- und Weinanbau war uns ebenfalls eine Reise mit dem Auto wert. Dabei kamen wir auch beim Weingut von Seifried vorbei. Seifried aus der Steiermark, war vor ca. 40 Jahren Weinbaupionier auf der Südinsel. Heute gibt es hier Dutzende, die seinem Beispiel folgten. Weiters kamen wir über die stark gewundene Ausflugsstraße auch nach Havelock (ein Hafenort) sowie Picton, das wir kurz darauf mit der Delphin angelaufen sind.
Nach diesen Landausflügen war es wieder Zeit die Marina in Nelson zu verlassen.
Auf dieser Fahrt mit der Delphin durchquerten wir den Fench Pass, eine Engstelle im Marlborough Sound, bei der es je nach Tide bis zu 8kn Strom haben kann und daher oftmals unpassierbar, besonders wenn Wind und Strom entgegenlaufend sind.
Wir erwischen einen günstigen Zeitpunkt ohne Wind und mitlaufender Strömung. Hinter dem Pass bemerkten wir eine riesige Delphinschule, die das Wasser durch ihre Luftsprünge teilweise zum Brodeln brachte.
Gegen Ende des Monates waren wir im Queen Charlotte Sound angekommen und bevor wir in Picton in der Marina festmachten, besuchten wir noch zwei Ankerplätze, wobei wir feststellten, dass durch die nahe Cook Strait, die sehr oft Wind in Sturmstärke bereit hält, ihre Ausläufer bis in die hintersten Buchten schickt. Die Ankerplätze, die auf den ersten Blick ruhig und geschützt aussahen, waren oftmals von starke Böen heimgesucht.