März 2010

 

Anfang März, stand der A b s c h i e d v o n G ü n t e r nach einem langen und schönen gemeinsamen Törn auf dem Programm. Dieser wurde standesgemäß im Club Aleman bei einem guten Essen und ein(igen)em Gläschen Rotwein gefeiert.Die Trennung erfolgte nach so langer Zeit mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Beide Seiten waren froh, wenn wieder 'Normalität' in unser ohnehin unorthodoxes Leben einkehren konnte, andererseits verbanden uns doch die unglaublich vielen schönen Augenblicke. Wir stehen jedoch in laufender Verbindung und werden uns sicher irgendwann, irgendwo wiedersehen.

 

Einen Tag nach Abreise von Günter erlebten wir im Hafen eine T s u n a m i w a r n u n g. Uns wurde mitgeteilt, dass es wieder ein stärkeres Erdbeben (7,1 auf der Richterskala) gegeben hätte und daher eine Tsunamiwarnung von der Armada herausgegeben wurde. Wir wurden aufgefordert, umgehend das Schiff zu verlassen und uns in höhere Lagen zu begeben. Nachdem wir im Hafen beobachteten, dass auch alle anderen hier sich aufhaltenden Personen, sich rennend zum nächsten Hügel begaben, folgten auch wir umgehend dieser Aufforderung. Die Warnung blieb dann noch einige Stunden aufrecht und so machten wir einen Spaziergang, um uns die Zeit zu vertreiben. Gott sei Dank kam es nicht zu dem befürchteten Tsunami und so konnten am späten Nachmittag wieder alle zurück zur Küste.

 

Nachdem schon wieder einige Monate seit der letzten W a r t u n g und G e n e r a l r e i n i g u n g des Schiffes vergangen waren, standen diese nunmehr für den weiteren März am Programm. Lediglich unterbrochen von einigen geruhsamen Tagen an Bord sowie kleineren Ausflügen nach Puerto Montt, Valdivia und zum nahen Llanquihue See, einem der größten Seen Südamerikas.

 

So verging die Zeit sehr schnell und die Ankunft meines Sohnes Manuel in Begleitung eines seiner besten Freunde, näherte sich rapide. Zur Vorbereitung auf diesen Besuch planten wir in groben Zügen eine gemeinsame Reise in den Norden Chiles, in die Wüste Atacama, die eine der trockensten der Erde sein soll. Bei der Planung kam uns Hannes, den ich noch aus meiner Zeit in Golling kenne und der seit einigen Jahren in Concepcion mit seiner Familie lebt und dort ein Tourismusunternehmen betreibt, mit seinem Know-how zu Hilfe.

 

Am 26.03. bestiegen wir in Puerto Montt einen dieser in Chile üblichen bequemen Überlandbusse und reisten mit diesem nach Santiago, wo wir am nächsten Tag nach 14 stündiger Fahrt auf dem Flughafen pünktlich Manuel und Rudi aus Europa begrüssen konnten.

 

Als kleine Überraschung stellten die beiden fest, dass ihr Gepäck nicht gleichzeitig mit ihnen angekommen war. Bei der Reklamation desselben wurde ihnen mitgeteilt, dass dies spätestens in ein, zwei Tagen direkt zu einer von ihnen angegebenen Adresse in Chile gebracht werde. Unsere Skeptik war groß. Der Flughafenbetrieb in Santiago verlief ansonsten nach dem Erdbeben wiederum reibungslos, wenngleich die Abfertigung in einem behelfsmäßig aufgebauten Zelt erfolgte und Teile des Flughafengebäudes noch gesperrt waren.

 

Nachdem wir bereits wenige Stunden später unseren gemeinsamen Anschlussflug nach A n t o f a g a s ta, im Norden Chiles hatten, blieb zunächst nicht viel Zeit, zum Austausch von Neuigkeiten.

 

Angekommen in Antofagasta stellten wir bereits beim ersten Blick aus der Flugzeugluke fest, dass wir uns bereits mitten in der Wüste befanden. Obwohl Antofagasta am Meer liegt, erheben sich hinter der Stadt bereits Sanddünen und Wüstenlandschaft. Die erste 'richtige' Wüste, die wir sehen. Wir sind alle beeindruckt.

 

Direkt am Flughafen übernahmen wir das für die nächsten 14 Tage gemietete Fahrzeug und fuhren gleich in die Stadt Antofagasta. Nach den letzten kühlen Monaten genossen wir als erstes die Wärme hier. Nachdem wir das Hotel gefunden und eingecheckt hatten, hatten wir endlich Zeit, uns gemütlich zusammenzusetzen. All zu spät wurde es allerdings nicht, da wir alle noch etwas geschlaucht waren von unseren Anreisen.

 

Am nächsten Tag ging es ab durch die W ü s t e nach San Pedro de Atacama, wo dann auch das zeitweilig verloren gegangene Gepäck ankommen sollte. Unsere Foto.- und Filmkameras klickten und surrten in einem fort. Man glaubt gar nicht, was es in einer Wüste, wo eigentlich gar nichts ist, alles zu sehen gibt: Hunderte von geplatzten und beschädigten Autoreifen, die hier rechts und links der Fahrbahn liegen, die übrigens hier wunderbar ausgebaut und gut zu fahren ist. Auf der Straße begegneten uns hauptsächlich große Lkw-Züge. Weiters gibt es immer wieder irgendwelche Abbauanlagen für verschiedene Mineralien, alte und auch neue Gleisanlagen, kilometerlange Stromautobahnen in Zweier.- und Dreierreihen, kleine Oasen mit Ansiedlungen und viele, viele kleine Gedenkstätten, Marterl, in sehr unterschiedlicher Größe und zumeist recht kitschig angelegt, mit kleinen Lkws, jede Menge Kunstblumen, Fußballutensilien usw., je nach Beruf und Interessen der Verstorbenen. Diese vielen Martel geben Zeugnis von der doch recht gefährlichen Strecke.

 

Einen kleinen Abstecher machten wir zum Salzabbaugebiet in der S a l a r de A t a c a m a. Die riesigen Salzberge sind schon von weitem zu erkennen. Auf einer großen Fläche wird das Salz des Salzsees getrocknet und dann zu diesen Bergen aufgetürmt. Zum Zeitpunkt als wir dort ankamen, war lediglich ein einziger einsamer Bagger mit dieser Aufgabe beschäftigt.

 

Einen weiteren Stopp legten wir in der O a s e P e i n e ein. Dieser Ort, der zunächst sehr verlassen wirkte, hat eine wunderschöne kleine Kirche mit einer Tür aus Kakteenholz. Beim weiteren Durchstreifen des Ortes kamen wir an einen Mann, der gerade für seine Familie vor dem Haus das Sonntagsessen grillte. Wir wurden von der staubigen Straße auf einen Drink in den Innenhof des Hauses gebeten und fanden uns in einer schattigen Weinlaube wieder.

 

Zum Abschied empfahl man uns noch einen Besuch in der nahe gelegenen Lagune. Wir nahmen also diesen kleinen Umweg in Kauf und schauten zur L a g u n e L o s F l a m e n c o s. Dort gab es einige Flamingos, deren Anzahl im Sommer ein Vielfaches von den jetzt anwesenden Tieren erreichen sollte. Sie ließen sich durch die wenigen Besucher nicht stören bei ihrer Nahrungsaufnahme. Die wunderbare Farbe der Lagune von weiss bis türkisblau, war alleine schon diesen kleinen Abstecher wert.

 

Auf den letzten Kilometern bis zu unserem vorläufigen Ziel S a n P e d r o d e A t a c a m a begegneten wir den ersten Alpakas, die wir später weiter im Norden noch in riesigen Herden erleben durften. Tagsüber scheint mir das dicke Fell etwas übertrieben, des Nachts wahrscheinlich wohlig warm.

 

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir schließlich San Pedro (2440m). Es ist ein kleines, sehr stark auf den Tourismus ausgelegtes Lehmziegeldorf. Die rötliche Farbe der Lehmziegel ist alles beherrschend, ebenso wie die vielen Bars, Restaurants, Pubs und Souvenirläden an den staubigen Straßen des Ortes.

 

Von San Pedro aus gibt es einige Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele, die wir in den nächsten drei Tagen in Angriff nehmen wollten. Da wir durch unser Auto unabhängig waren, konnten wir auch einiges Erleben, das einem mit einer geführten Tour verwehrt bleibt.

 

Eines der Ziele am nächsten Tag waren die Lagunen M i s c a n t i und M i ñ i q u e s auf 4300m. Um uns langsam auf diese Höhenlage einzustellen, blieben wir noch in der kleinen Ortschaft Toconao stehen und trafen dort auf eine vor ihrem Haus bei einem Webstuhl sitzende Frau. Gegen ein Propina (Trinkgeld) durften wir sie und ihre Mutter auch fotografieren. Sie verarbeiteten die Wolle der Alpakas zu wunderschönen Teppichen verschiedener Größen, Umhänge, Socken und Mützen, die hauptsächlich von Touristen gekauft werden. Auch wir erstanden einiges u.a. eine Mütze für Rudi.

 

Erstmals registrierten wir auch was es heißt, in höheren Lagen unterwegs zu sein. Der munter hin.- und herlaufende Rudi, kam plötzlich von einem kleinen Sprint ganz langsam und außer Atem an. Auch wir mussten tief Luft holen, um welche zu erwischen, geschweige denn, dass wir gelaufen wären. Aha, also so war das mit der Höhe. An die Ratschläge wie zB viel Wasser.- oder Kokateetrinken, tief Luft holen usw. hatten wir uns ohnehin schon gehalten. Das konnte ja heiter werden, wenn es jetzt dann gleich auf 4300 m gehen sollte.

 

Bei den Lagunen Miscanti und Miñiques (4300m) angekommen, hatten wir aber keine weiteren Schwierigkeiten. Gemütlich im Auto lassen sich solche Höhen eben leichter überwinden. Aber wehe man versucht sich dann sportlich zu betätigen. Ein geruhsamer 10min-Marsch geht grad noch. Wenn wir andere sportliche Aktivitäten angestrebt hätten, hätten wir uns für die Akklimatisierung mehr Zeit nehmen müssen. Aber Sport was ist das? (Ich spreche hier selbstverständlich nicht für unsere beiden durchtrainierten Fußballer!)

 

Auch diese beiden Lagunen bestechen durch ihre wunderbare Farbe von Azurblau bis Türkis mit weißen Salzrändern, im Hintergrund wunderschöne Berge. Einige Guanacos mit Kitzen an den Berghängen, ein paar Flamingos im See vervollständigen diese traumhafte Kulisse.

 

Unsere weitere Rundreise durch diesen Teil der Atacama führte uns noch an einigen kleineren Salzseen vorbei sowie an wunderbaren Hochebenen, teilweise mit niedrigen Sträuchern bewachsen, dann wieder steil abfallenden Pisten in absoluter Trockenheit. Immer wieder blieben wir stehen (nicht zuletzt Dank der vorhin bereits erwähnten Maßnahme des ständigen Wasser.- und Kokateetrinkens - und deren Folgen - zur Vermeidung der Höhenkrankheit). Bei einem dieser Stopps sahen wir ein Chinchilla, das sich jedoch nur ungern fotografieren ließ und ständig davon lief. Ein anderes Mal, als wir bei einer Mitten in der Wüste gelegenen chilenischen Polizeistation hielten, begrüßten uns statt der Polizisten, die unterwegs zu sein schienen, 3 putzige Wüstenfüchse.

 

Als wir den Posten also ohne Kontrolle passierten, fuhren wir geradewegs nach ein paar Kilometern nach Argentinien: Bienvenida a Argentina. Hoppla! Schnell umgedreht, bevor's wer merkt und die richtige Abzweigung suchen. In der Wüste nach dem Weg fragen, ist halt bei dieser Bevölkerungsdichte so eine Sache.

 

Natürlich haben wir den richtigen Weg dann gefunden. Der stellte sich aber dann als eine sehr, sehr holprige Piste dar und war teilweise mit viel Sand versehen (hoffentlich bleiben wir nicht stecken?). Was wohl die vielen verblichenen Knochen rechts und links zu bedeuten haben? Hoffentlich sind das nur Tierknochen.

 

Unerwartet hinter einer Biegung sitzt direkt am Straßenrand ein Wüstenfuchs und bestaunt uns, nachdem wir stehen geblieben sind, ebenso sehr wie wir ihn. Damit er uns besser sehen konnte und wir ihn besser fotografieren konnten, setzte er sich dann mitten vor unser Fahrzeug. Nachdem die gegenseitige Betrachtung vorüber war, nahm er doch reißaus.

 

Wir schafften es dann gerade noch, den Sonnenuntergang auf der einen Seite und den Mondaufgang (Vollmond) auf der anderen Seite zu erleben, bevor wir wieder die Wüstenhochebene verließen und ins Tal zurückkehrten. Dies war einer der tollsten Ausflüge dieser Tage, waren wir vier uns hinterher einig.

 

Am nächsten Tag wollten wir nur eine kleine Tour machen und so besuchten wir die in der Nähe gelegenen Sanddünen, die von Freaks zum Surfen genutzt werden. Auch vom Ausblick über den Hügeln von San Pedro auf eine tiefe Schlucht und das gesamte Tal war atemberaubend und wir konnten uns kaum losreißen.

 

Die anschließende Fahrt führte uns in ein Tal durch welches ein Bach fließt mit üppiger Vegetation rechts und links seiner Ufer. Diese Landschaft war wiederum ein krasser Gegensatz zu den Sanddünen und Bergen vom Vormittag. Wir mussten mehrmals den Bach mit dem Auto überqueren und kamen immer wieder an kleinen Höfen vorbei.

 

Wir wollten uns an diesem Tag früh zur Ruhe begeben, da am nächsten Tag die G e y s i r e von T a t i o auf dem Programm standen. Diese sind jedoch nur pünktlich zum Sonnenaufgang aktiv und versprühen ihren Dampf. D.h. also 4.00 Uhr aufstehen, dass man es bis um 6.00 Uhr zum Aufgang der Sonne schafft.

 

Das mit dem früh Schlafengehen bekamen wir nicht hin, das mit dem zeitigen Aufstehen jedoch trotzdem. In aller Hergott's Frühe fuhr also eine ganze Autokolonne (wir waren ja nicht die einzigen) durch die Wüste zu den Geysiren, wo es Temperaturen nahe am Gefrierpunkt gab. Aber wir ließen uns nichts anmerken und harrten mit den anderen zig Schaulustigen der Dinge. Und tatsächlich so gegen Sonnenaufgang wurden die vielen Löcher in der Erde immer aktiver, bis man zeitweilig Mitten im Dampf versank. Ein Naturschauspiel, das man sicherlich nicht so schnell vergisst. Wozu noch der Sonnenaufgang über den Wüstenbergen sein I-Tüpfelchen setzte.

 

Mit diesem Schauspiel am 31.03.2010 nahmen wir von San Pedro und Umgebung Abschied und fuhren weiter Richtung Norden, zunächst nach Calama (dort erwartete uns allerdings nichts Angenehmes!).