Dezember 2010

 

Nachdem nun schon wieder einige Zeit in T o r t e l vergangen war, war es wiederum an der Zeit etwas zu unternehmen und so statteten wir nochmals der kleinen Stadt Cochran einen Besuch ab.

 

Es war mittlerweile das 2. Adventwochenende. Hier in Chile und auch in Cochran hält man anschei­nend nicht viel von Weihnachtsdekorationen. Am Hauptplatz ist ein etwas kleingeratener Weih­nachtsbaum mit Geschenkpackerln aufgebaut und in den Geschäften gibt es kaum Weihnachtliches.

 

Bei einem unserer Spaziergänge trafen wir auf einen stilgerecht adjustierten Gaucho. Er hielt sein Pferd an und wollte mit uns plaudern. Sein für Chile etwas ungewöhnlicher Name 'Washington' war nicht das einzig Interessante an ihm. Die Verständigung erfolgte in englisch, leider etwas mühsam, da Don Washington sehr schlecht hört.

 

Er erzählte uns von seiner politischen Flucht aus Chile nach Schweden, 1963, wo er dann als Lehrer arbeitete und auch eine Familie hatte. Wir durften ihn auch noch auf seinem Land besuchen, wo er eine kleine Hütte hat, in der er teilweise lebt. Sein Besitz reicht, so weit das Auge reicht. Er hat ca. 2000ha, möchte sich jedoch von einem Teil davon trennen und verkaufen. Ein wunderschönes Land, aber wir haben andere Pläne....

 

Die letzten Tage, die wir in Tortel verbrachten, waren gekennzeichnet von Wetternachrichten einho­len, hauptsächlich Wetterfax über Funk. Für die Fahrt zurück nach Norden, mussten wir wieder den Golfo de Penas überqueren und da sollte doch der 'richtige' Wind wehen. Wir wünschten uns Süd­wind, der sich jedoch nicht und nicht einstellen wollte. Statt dessen hatten wir nochmals auf unse­rem sicheren Liegeplatz einen Sturm (bis 45 kn) auszustehen. Jedoch kein Problem, lediglich eine unruhige Nacht.

 

Am 11.12. wagten wir jedoch nach einer günstigen Wetterprognose den Abschied von Tortel und be­gaben uns wieder auf Reisen. Nach den lange vertrödelten Wochen in Tortel wurde die Zeit etwas knapp. Erich wollte schließlich noch - auf dem Landweg - zum Amazonas hinauf und dann warteten noch die Vorbereitungen für die Südsee.

 

Um 6.00 Uhr Morgens, die Sonne schien bereits, verließen wir dann diesen netten und sicheren Ha­fen. Gleich beim Wegfahren mussten wir feststellen, dass die Außeninstrumente nur teilweise an­zeigten. Sicherlich nur ein Kontaktfehler, aber am Vortag beim Überprüfen noch nicht feststell­bar. Lästig aber nicht so schlimm, hatten wir ja die Anzeigen noch im Schiffsinneren.

 

Weitaus unangenehmer war jedoch, dass ca. 2 Stunden nach unserem Aufbruch plötzlich der linke Motor, mit dem wir gerade unterwegs waren, keinen Schub mehr leistete. Dies eingeleitet mit einem leisen 'pling'. Da wir jedoch in der glücklichen Lage sind, auf einen zweiten Motor zurückgreifen zu können, war auch dies für unsere Reise in den Norden kein Problem. Es bedeutete lediglich, dass wir so schnell wie möglich versuchen sollten wieder nach Valdivia zu kommen, um das Schiff er­neut an Land zu holen. Und weiters bedeutete es natürlich, wiederum eine Menge Geld zu investie­ren.

 

An diesem Tag kamen wir rasch vorwärts und erreichten schnell den über den Pazifik führenden Golfo de Penas. Schon bei Annäherung empfängt uns ein schneidiger Gegenwind. Also gegenan­dampfen machen wir nicht, flugs in die nächste geschützte Bucht und Abwarten.

 

Am nächsten Morgen – in der Bucht ist es herrlich ruhig, das Wasser spiegelglatt – machen wir bei Regen, aber guter Prognose, einen neuerlichen Überquerungsversuch. Nach ca. einer Stunde steht fest, keine Quälerei mehr, zurück in die wunderschöne Caleta Francisco, die wir ja eigentlich sowie­so noch nicht so richtig erkundet hatten. Mit dem Dingi ging es dann wesentlich entspannter durch die Caleta Francisco.

Am 13.12. war es dann so weit. Wir verließen um 6.00 Uhr morgens die Bucht und konnten beru­higt feststellen, dass diesmal wesentlich weniger Wind – so an die 25kn – herrschte und nicht von vorne, sondern aus Westen. Das wäre ganz okay. Am Beginn des Golfes gibt es eine Funk.- und Ra­darstation der chilenischen Marine (Armada), bei der man sich melden muss. So meldete ich mich eben und beantwortete brav alle seine Fragen, im Gegenzug durfte er meine Frage nach den Bedin­gungen im Golf beantworten. Er konnte uns bestätigen, dass für heute gutes Überqueren von Süd nach Nord möglich sei.

 

Dem war dann auch so. Wir hatten beständigen Westwind und unter zeitweiliger Mithilfe von Strö­mung eine flotte Überfahrt von ca. 9 Stunden. Die Welle wurde natürlich höher und rollte uns wie­der hin und her. Es war jedoch wiederum eine sehr gute Überfahrt des Golfes, nunmehr bereits unsere 3.

 

Bei der nördlich vom Golf liegenden Armada Station, erhielten wir später die Mitteilung, dass der Wind in der Nacht etwas drehen und am nächsten Tag aus Norden kommen würde. Wir legten noch eine Nachtfahrt ein, um wiederum den Pazifik verlassen und in die Kanäle einfahren zu können. In der 2. Nachthälfte war es stockdunkel und so konnten wir das Meeresleuchten besonders gut sehen. Trotz der Kälte habe ich viel Zeit meiner Nachtwache im Cockpit verbracht. Dabei be­sonders beeindruckend waren wiederum die Leuchtspuren, die die uns beglei­tenden Delphine zogen.

 

Die letzten Meilen am Morgen, bevor wir zu den Kanälen kamen, hatten wir Flaute und so lief wieder unser Moto­r. In den Kanälen, die mit Untiefen und Inselchen gespickt sind, erwartete uns diesmal Nebel. Beim Navigieren nicht besonders hilfreich, aber dafür half uns unser Radargerät und so konnten wir diesmal erneut die Kanäle unter für uns ungewohnten Bedingungen bestaunen. Stunden später wich der Nebel jedoch der Sonne und wir konnten sogar einige Meilen unter Segel zurücklegen.

 

Die Weiterfahrt durch die Kanäle war gekennzeichnet durch viele kleinere Tiefs, die über uns hin­wegzogen. Diese brachten jedes mal mehr oder weniger guten Segelwind und so war mein Skipper sehr beschäftigt mit Segelsetzen, Reffen, Ausreffen, Bergen.

 

Mitten in der Einfahrt zu der Bucht, die wir nach 2 Tagen anliefen, lag eine der hier zahlreichen Lachs­zuchten. Nachdem diese im letzten Jahr außer Betrieb waren, da sie einen die Fische tötenden Virus hatten, starten nun die Farmen langsam wieder einen Neuanfang.

 

Nachdem wir diese Fischfarm passiert hatten, näherten wir uns einem kleinen Ruderboot. Der Ruderer winkte uns zu, dass er abgeschleppt werden wolle. Wir nahmen ihm seine Leine ab und da­bei stellte er sich gleich als Carlos vor. Zum Rudern wäre es noch ein langer Weg gewesen. Carlos, 65 Jahre, lädt uns dann auf Kaffee und Marmeladebrot in sein kleines Häuschen. Er wohnt seit nun­mehr 25 Jahren auf dieser Insel; ein kleines, wenn auch einsames Paradies. Die meiste Zeit hat er nur Gesellschaft von seinem Hund. Er lebt von Holzarbeiten und besucht nur hin und wieder die umliegenden Ortschaften, wie Aiguirre und Aysen. Ankernde Yachten sind seine besondere Ab­wechslung. Jährlich kommen ca. 10 bis 12 Segler vorbei. Carlos zeigt uns voll Stolz seine Samm­lung an Fotos, die ihm die Yachtsleute überlassen haben.

 

Da wir am nächsten Tag viel Regen hatten und auch Nordwind bleiben wir noch eine weitere Nacht in dieser Bucht namens Estero Atracadero. So konnten wir uns ebenfalls mit Café und Kuchen (Ja ich habe tatsächlich einen Kuchen an Bord gehabt!) bei Carlos revanchieren. Erich hatte durch ihn dann die Gelegenheit die Salmonera, Lachsfarm, zu besichtigen. Ich blieb bei dem Sauwetter an Bord. Von der Professionalität und dem modernen Standard beeindruckt, kam er wieder pudelnass zurück. Natürlich hat ihm auch die dort großzügig angebotene Jause geschmeckt.

 

Am Abend klarte es plötzlich auf und wir hatten eine sternklare, wunderschöne Nacht. Wieder um 6.00 Uhr morgens brachen wir auf bei +1° und Sonnenschein und wir konnten ca. 3 Stunden segeln (versteht sich von selbst, dass 'herrliches' segeln gemeint ist). Später am Tag wird wieder das Spiel mit dem Durchzug von Fronten gespielt.

 

Dafür konnten wir mit gutem Wind über den Golfo de Corcovado und entlang der Isla Chiloé segeln. Wir legten nochmals eine Nachtfahrt ein aufgrund der guten Segelbedingungen und um unsere Wartezeit auf besseres Wetter aufzuholen. Erichs Vorhaben in Quellion, wo ihm im Februar der Außenborder gestohlen wurde, diesen zu suchen, haben wir ebenfalls aufgrund Zeit­mangel und Aussichtslosigkeit aufgegeben.

 

In der Bahia Liñao, im Norden der Insel Chiloé, warteten wir 2 Tage ab, dass wir den Kanal Chacao – zwischen Festland und der Insel – zum Pazifik hin passieren können. Dies ist nur bei entspre­chender Tide sowie Wind möglich. Am 21.12. passierten wir bei günstigem Strom und wenig Ge­genwind diese Engstelle und fuhren wieder mit einer Nachtfahrt durch bis Valdivia. Etwa fifty - fifty unter Segel und mit Motor.

 

Valdivia, Marina Alwoplast, hatte uns nach diesem ca. 1200sm-Törn wieder und das bei Sonnen­schein und 25°. Wundervoll! Vom betriebsinternen Mechaniker wurde die Delphin gleich in Augen­schein genommen. Er kam zum gleichen Ergebnis: Die Welle blockiert.

 

Ah da war doch noch was? Ach ja: Weihnachten. Heute war der 22.12. Also schnell noch in die Stadt, Wäsche abgeben, Einkaufen, Putzen, Brot und Kekse backen und zu aller erst natürlich die Behörde. Hernach noch Internet, Internet, Internet. Welch Segen – welch Fluch!

 

Am 24.12. hatten wir noch viele Gespräche mit der Familie (Segen des Internets!) und ein gemüt­liches Weihnachtsessen zu zweit an Bord!

 

Einige Tage später wurden wir an Land geholt und die notwendige Reparaturen an Welle und Kupp­lung durchgeführt.

 

Silvester werden wir in Villarica bei Gaby und Wolfgang verbringen.

 

Wir wünschen all den treuen Lesern unserer Website ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2011!