Februar 2009

 

Unsere Ankunft in Mindelo, Sao Vicente, war am 03.02.2009 um 18.30 Uhr. Noch während des Ankermanövers hörten wir mehrere schrille Pfiffe vom Marinasteg und jemand winkt uns zu. Der von uns vermeintliche Marinero entpuppt sich dann als der Kurt von der Aleppo. Wir haben natürlich hoch erfreut seine Einladung zu einem Sundowner angenommen und dabei festgestellt, dass auch die Equinoxe noch hier in der Marina lag. Die Mingula und wir haben jeweils am Ankerfeld einen Platz gefunden und unsere Anker hielten auch während der starken Böen, die es hier fast ständig gibt, bestens. In Mindelo haben wir uns nur kurze Zeit zum Verproviantieren und Ausklarieren aufgehalten, weil wir gleich rüber nach Brasilien wollten.

Am 05.02. war es dann soweit, dass wir gegen 18.00 Uhr UTC fast gleichzeitig mit der Eqinoxe und der Aleppo Richtung San Fernando de Noronha losgefahren sind.

Wir hatten gleich bei der Ausfahrt 40 kn Wind und mehr sowie hohe Wellen durch den schon bekannten Düseneffekt zwischen den Inseln. Nach einigen Stunden hat der Wind abgenommen, jedoch war er noch immer zwischen 25 und 30 kn. In den nächsten 2 Tagen sollte dies dann auch so anhalten. Die starken Bewegungen, die uns die Atlantikwellen beschert haben, haben zu einigen Zwischenfällen auf den Schiffen geführt: So habe ich das Abendessen, bestehend aus einem Gemüsereis auf dem Boden serviert, nachdem mich eine Welle mitsamt der Reisschüssel dorthin geschleudert hat. Auch die Aleppo hatte einen Verlust zu melden: Eine volle Schnapsflasche hat den gleichen Weg genommen wie mein Reis, hat die Landung jedoch nicht überstanden. Karin von der Aleppo hat mir anschließend erzählt, dass sie bedingt durch den Schnapsgeruch in der Freiwache friedlich und fest schlummern konnte. Wir hatten mittlerweile den Kontakt mit der Equinoxe verloren. Kurzfristig hatten wir auch den Sichtkontakt zur Aleppo eingebüßt, durch Funkkontakt wurde dann die jeweilige Position ausgetauscht und hat Kurt seine Aleppo dementsprechend ‚gebremst’, damit wir sie wieder einholen konnten. Dieses Spielchen haben wir während der gesamten Überfahrt über den Atlantik beibehalten, sodass wir auch gemeinsam in Noronha ankamen. Dazwischen lagen jedoch noch einige Seemeilen. Ab dem dritten Tag hatten wir dann herrliches Segeln mit raumen und achterlichen Winden. An unserem Windpilot ist ungefähr auch zu dieser Zeit eine Umlenkrolle gebrochen, sodass er nicht mehr einsatzfähig war. Wir sind daher nächtens Ruder gegangen, weil wir den elektrischen Autopilot, unseren Jamsi, mangels Strom nicht eingesetzt haben. Bekanntlich liefern die Solarzellen des Nachts keinen Strom und den Generator zum Stromerzeugen, noch dazu nur für den Autopilot, einzusetzen, widerstrebt meinem Kapitän immer sehr. Aber wir sind das Rudergehen gewohnt, da wir bis dato fast immer in der Nacht selbst gesteuert haben. Dies hat den Vorteil, dass man kaum einschlafen und Hindernisse übersehen kann.

Es war herrlich wie wir jede Nacht eine weitere ‚Schicht’ unserer Kleidung entfernen konnten. Es wurde endlich warm.

Kurz vor dem Äquator, ca. auf Position N 01°50 haben uns die Calmen den Wind genommen. Wir sind kurze Zeit unter Motor weitergefahren, konnten dann wiederum ein paar Stunden segeln, bis der Wind endgültig eingeschlafen ist. Am 13.02. um ca. 05.45 UTC haben wir die Felsen Peter und Paul (Sao Pedro y Sao Paolo) passiert.

Am gleichen Tag, Freitag der 13., haben wir uns dann am Nachmittag für die Äquatortaufe vorbereitet: Die Crew des Aleppo sowie wir selbst haben unsere Piratenutensilien ausgegraben und uns entsprechend adjustiert. Genau um 16.58 Uhr UTC war es dann so weit: Da gleichzeitig die Funkrunde von Intermar auf Kurzwelle (Frequenz 14.313) , die täglich um 16.30 Uhr beginnt, im Gange war, wurde unsere Äquatorüberquerung sozusagen live übertragen. Christoph von Intermar sowie zahlreiche Teilnehmer dieser Funkrunde hatten gleich wie wir großen Spaß dabei.

So, nach dem Funken ging es aber erst so richtig los: Nachdem wir die Schnur, die den Äquator kennzeichnet, überquert hatten, (dies haben wir auch fototechnisch dokumentiert) hat sich Erich gleich in den Atlantik gestürzt und bevor die Aleppo überhaupt noch reagieren konnte, wurde diese geentert. Unsere beiden Schiffe lagen bei absoluter Windstille, jedoch Schwell einige Meter auseinander. Erich hat mich dann auch noch an Bord der Aleppo geholt und haben uns Kurt und Karin zur Besänftigung Sekt und noch einiges mehr kredenzt. Unverhofft hat jedoch dann die Crew der Aleppo einen Gegenangriff gestartet und so geriet die Delphin kurzfristig in deren Hände. Aber auch wir konnten mit einem seit langem für diesen Zweck aufbewahrten Champagner sowie einem vorbereiteten Nudelsalat die Delphin zurückgewinnen.

Nach diesem spaßigen Intermezzo haben wir den Weg nach Noronha - wieder jeder in seinem Schiff - fortgesetzt. Die Calmen dauerten dann noch bis am Vormittag des 14.02., Position ca. S 01°50; insgesamt hatten wir ungefähr 40 Motorstunden und waren damit überglücklich, weil wir mit wesentlich mehr gerechnet hatten. Der Wind hat es mit uns gut gemeint. Die ersten Regenschauer erwischten uns dann kurz vor San Fernando de Noronha. Wir hatten diesen bereits sehnsüchtig erwartet, damit endlich der Staub und Dreck, der noch immer an Deck, in den Segeln, am Rigg usw. saß zumindest zum Teil heruntergespült würde.

Während der ganzen Überfahrt über den Atlantik hatten wir keine Walsichtung, wir konnten jedoch eine riesige Delphinschule mit zig Einzeltieren vor unserem Bug beobachten sowie einen kleineren Hai.

Am 14.02.2009 um 19.55 Uhr haben wir dann Anker in dem glasklaren Wasser geworfen vor der Insel San Fernando de Noronha. Wir waren dann noch auf einen ausgiebigen Sundowner auf der Aleppo, die kurz vor uns angekommen war.

Am nächsten Tag konnten wir erst sehen, auf welch herrlicher Insel wir waren. Der Abstecher nach Noronha machte sich für uns auf alle Fälle bezahlt. Wir hatten das Gefühl auf einer Karibik.- bzw. Südseeinsel zu sein. Glasklares Wasser, herrliche einsame Sandstrände, wunderbare Vegetation mit einer Blütenpracht, die uns staunen ließ. Und die Menschen, die uns durchwegs überaus freundlich, selbst bei der Immigrationspolizei, empfangen hatten. Wermutstropfen war natürlich, dass die Inselbewohner auch wissen, wie schön ihre Heimat ist und sich dies auch bezahlen lassen. Wir hatten anscheinend noch Glück und haben für zwei Tage, zwei Personen und ein Schiff ‚nur’ € 80,00 bezahlen müssen, andere Besatzungen so hörten wir, wesentlich mehr.

Nachdem wir jedoch den Carneval von Brasilien besuchen wollten, mussten wir uns sputen und sind schon am 18.02. wieder weitergefahren. Diesmal mit Ziel Recife.

Die Überfahrt war geprägt von Squalls, die uns mehr oder weniger oft erwischt hatten. Am Samstag den 21.02. sind wir in Recife um 03.00 Uhr UTC in der Marina Pernambuco vor Anker gegangen. Todmüde haben wir trotz des Canevalsrummels, der bereits lautstark eingesetzt hatte, eingeschlafen.

Am nächsten Tag sind wir zu viert losmarschiert, im guten Glauben heute einklarieren zu können. Wir sind jedoch lediglich bis zur Policia Federal gekommen, wo man uns erklärt hat, dass wir die anderen Stationen erst nach dem Fasching, also am besten erst am Donnerstag besuchen könnten. Im Carneval ist alles geschlossen und anders. So haben wir uns für die nächsten 4 Tage in den Carnevalsrummel gestürzt von Recife bis Olinda. Wir haben jede nur erdenkliche Maske bestaunen können, die sich die Bevölkerung einfallen hat lassen sowie auch wunderschöne große Masken, wie man sich das so als Europäer vorstellt bei einem brasilianischen Carneval. Festgestellt haben wir jedenfalls, dass hier jeder, wirklich jeder an diesem bunten Treiben mitmacht. Die Menschen waren zu Tausenden auf den Straßen der ganzen Stadt.

Zwischenzeitig hatten wir uns in eine andere Marina verlegt, und zwar den Iate Clube Cabanga. Dort gab es einen herrlichen Swimmingpool und ein sehr gutes und preiswertes Restaurant, das es auch verstand, leckere Caipirinhas zu servieren.

Bruno von dem Iate Clube hat uns bei den dann doch fällig gewordenen Amtsgängen begleitet und uns dabei geholfen, die richtigen Stellen zu finden sowie die Formulare korrekt auszufüllen. Dies alles hat ca. einen halben Tag und mehr in Anspruch genommen. Ab da waren wir ordentlich und rechtmäßig in Brasilien.

Eines unserer Ziele war, in Cabedelo, Jacaré, den ‚Bolerospieler’ mit seinem Saxophon zu hören. Deshalb haben wir uns ein Auto gemietet und sind wiederum zu viert nach Norden nach Jacaré gefahren. Wir sind auf dem Weg dorthin nochmals in einen verspäteten Carnevalszug geraten, es war bereits Freitag nach Aschermittwoch. Bei der Weiterfahrt kamen wir an Favelas (Slums) vorbei, durchquerten einen Urwald und riesige Zuckerrübenfelder. Gerade rechtzeitig um 18.00 Uhr sind wir dort eingetroffen und haben dann den ‚Bolero’ gehört, der von dem Saxophonspieler – sein Name ist Jurando do Sax – auf einem kleinen Ruderboot stehend vor den drei Restaurants gespielt wird. Anschließend hat er noch das Ave Maria zum Besten gegeben. Obwohl diese Sache sehr touristisch aufgezogen wird, war diese Vorführung doch berührend und hat uns gut gefallen.

Mittlerweile ist auch die Equinoxe in Recife angekommen. Dieses Ereignis wurde natürlich wiederum ausführlich gefeiert.