Australien
Australien

November 2012

 

Von Coffs Harbour kommend, war der nächste Hafen, den wir anliefen, Port Macquarie bzw. Port Mac, wie die hier übliche Abkürzung lautet. Wie schon bei der Ankunft in Coffs Harbour mussten wir zunächst die durch Strömungen und Wind verursachte ruppige Einfahrt überwinden. Einmal im Inneren des Hafens angekommen, war das Wasser spiegelglatt. Bei kleineren Booten und stark gegenlaufender Strömung kann es schon mal zu Seenotfällen kommen, ebenso wenn plötzlich der Motor ausfällt, wie bei Dave, einem Australier, den wir bei der Ankunft beobachteten. In Null Komma nichts lag er mit seinem Segelboot auf den großen Steinen des Wellenbrechers und musste von der Wasserrettung mit zwei Motorbooten abgeborgen werden.

 

Die großen Steinblöcke des Wellenbrechers hier in Port Mac werden seit Jahrzehnten von Touristen bemalt und können die mehr oder weniger gelungenen Kunstwerke in dieser Freiluftgalerie besichtigt werden. Ebenso ungewohnt und lustig zu beobachten waren die vielen, vielen riesigen Pelikane, die sich hier im Hafen tummeln, besonders wenn ankommende Fischer ihren Fang am Hafen ausnehmen.

 

Erst einmal in Port Mac angekommen und noch immer auf der Suche nach dem 'typischen' Australien, machten wir uns durch die Stadt auf den Weg zu dem einzigen Koalahospital Australiens (der Welt?). Das Koalahospital ist von einem dichten Eukalyptuswald umgeben und hier kommt für mich erstmals australisches Feeling auf, dank des feinen Duftes der Eukalyptusbäume, den wir in den weiteren Wochen noch sehr oft wahrnehmen konnten. Im Koalahospital werden von einer Reihe freiwilliger Mitarbeiter kranke und verletzte Tiere aus der näheren Umgebung versorgt und gesundgepflegt. Sofern sie dann wieder alleine überlebensfähig sind, entlässt man sie.

 

Bevor wir das Koalahospital betraten, besuchten wir noch ein Haus aus der Jahrhundertwende vom 18. zum 19.Jh, das originalgetreu restauriert und ausgestattet wurde, sodass man einen guten Einblick in die Art des Wohnens der Einwanderer gehobener Schichten hatte. Wie wir später feststellten, gibt es diese Art von Museum in jedem größeren und kleineren Ort.

 

Und schließlich war es so weit, dass wir unserem ersten Koala Aug in Aug gegenüberstanden, wobei wir jedoch seine Augen nicht sahen, da er gerade seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schlafen, nachging. Etwas später fand jedoch eine Fütterung mit ausführlicher Führung statt, wo auch der müdeste Koala seiner zweitliebsten Beschäftigung nachging, dem Fressen. Die Tiere sind genauso süß und putzig, wie man sie sich vorstellt, wenngleich uns erzählt wurde, dass man sich dadurch nicht täuschen lassen soll, denn sie können, wenn man ihnen zu Nahe kommt durchaus bissig reagieren, auch ihre Krallen setzen sie dann gerne ein. Also etwas Vorsicht ist schon geboten. Normalerweise kommt man den Koalas ohnehin nicht so nahe, da sie sehr scheu sind und sich zumeist hoch oben in den Eukalyptusbäumen aufhalten. Wobei Eukalyptus auch nicht gleich Eukalyptus ist. Von den unzähligen Arten dieses Baumes, munden den Herrschaften nur einige ausgesuchte Sorten.

 

Mit dem Bus besuchten wir an einem der darauf folgenden Tage eine wieder aufgebaute Holzarbeitersiedlung, wie sie hier vor ca. 110 Jahren bestand, genannt Timbertown. Das Dorf liegt wiederum in einem Eukalyptuswald und besteht aus einer Sägemühle, Schule, Kirche, Feuerwehrhaus, Schmiede, Geschäfte, Wohnbauten, Fuhrpark, Ställen bis hin zu einem Bahnhof mit Gleisanlage inkl. einer noch für die Touristen in Betrieb befindlichen Dampflok.

 

Nach einer Woche Aufenthalt in Port Macquarie war unser nächstes Ziel Braughton Island kurz vor Port Stephens. Nachdem der Wind gegen Mittag aufkam, konnten wir gut Segeln. Er nahm jedoch dann stetig zu und gegen Abend hatten wir satte 35kn. Beim Reffen der Genua riss diese auf einer Länge von ca. 1,5 m. Kurz vor Einfahrt in die Bucht sprang ein Wal in unmittelbarer Nähe der Delphin aus dem Meer und zeigte sich fast in seiner gesamten Größe. Ein wunderbares Erlebnis. Sie haben also Australien noch nicht ganz verlassen, spätestens gegen Ende November heißt es, dass sie sich wiederum auf den Weg in die Antarktis machen.

 

Braughton Island war uns zu unruhig und so verließen wir die Insel am nächsten Tag früh morgens

und begaben uns nach Port Stephens, eine riesige Bucht mit vielen guten Ankerplätzen und einigen Marinas. Wir suchten uns eine kleine, ruhige Bucht aus, in der zur freien Verfügung angebrachte öffentliche Bojen ausgelegt waren. Eine tolle Einrichtung hier in Australien. Wir nutzten diese ein-same Bucht, um wieder unser Segel zu nähen und fuhren zwei Tage später hinaus zur Nelson Bay.

 

Hier haben wir Bekannte, die wir seinerzeit in Peru in Potosi beim Besichtigen eines heute noch aktiven Bergwerks kennen lernten. Sie gaben uns damals ihre Kontaktadresse und trafen wir uns mit ihnen gleich nach unserer Ankunft. Von ihnen erhielten wir auch den Tipp, dass es bei der Fähranlegestelle auf der Innenseite 4 bis 6 öffentliche Liegeplätze gäbe, die man in der Hauptsaison für 3 bis 4 Tage nutzen kann, außerhalb dieser Zeit jedoch auch länger. Wir lagen schließlich 14 Tage hier, wurden jedoch dann höflich aber bestimmt von der Polizei gebeten, den Liegeplatz spätestens nächsten Morgen zu verlassen.

 

Bei einem Ausflug zu Merilyns und Chris Wochenendhäuschen im Wald, trafen wir – endlich – auf unser erstes Känguruh. Na ja zugegeben es war ein sehr kleines, eher ein Wallaby. Aber immerhin. Es saß ganz ruhig unter einem Macadamiabaum (ein spezieller Nussbaum) und ließ sich von uns eingehend beäugen.

 

Unsere neuen Freunde boten uns ihr kleines Campmobil an, um damit ein wenig in der Gegend herumzureisen. Wir nahmen natürlich hoch erfreut an und begaben uns auf eine einwöchige Entdeckungsreise durch New South Wales.

 

Gleich vorweg: Auf unserer Fahrt durch's Land haben wir dann noch jede Menge, wirklich jede Menge, Känguruhs in allen möglichen Arten und Größen gesehen. Die Tiere sind hier schon fast zur Plage geworden und sahen wir viele, viele auch als Opfer von Verkehrsunfällen verendet im Straßengraben liegend. Weiters bekamen wir ein Stacheltier, einen Wombat, Strauße und unzählige der bunten Papageien und andere Vögel zu Gesicht.

 

Wir besichtigten die Apsley Falls sowie die Tia Falls, hohe Wasserfälle, derzeit nicht so mächtig, da es seit langem nicht mehr geregnet hat. Man fährt auf einer Ebene und wundert sich, wo es hier Wasserfälle geben könne. Doch plötzlich endet die Ebene und fällt einige hundert Meter in die Tiefe und mit ihr der Fluss. Sehr beeindruckend!

 

Anschließend besuchten wir den Coperton Damm, 113 m hoch. Durch den Damm bilden die aufgestauten Wasser einen herrlichen See an deren Ufer ein Campingplatz errichtet ist. Dieser ist zumindest 8km lang und beherbergt wiederum eine Menge von Känguruhs, die hier einigermaßen sicher vom Straßenverkehr leben.

 

Die vielen kleinen Städtchen, durch die wir kamen, sahen alle irgendwie ähnlich aus. An deren Hauptstraße befinden sich viele kleine Holz.- oder Ziegelhäuser aus der Gründerzeit, die heutzutage Geschäfte und Cafés enthalten. Die Kirchen hier sind zumeist nicht größer als Einfamilienhäuser und zumeist befindet sich im Zentrum ein für die einzelnen Ortschaften teilweise überdimensioniertes Hotel, ebenfalls in einem historischen Gebäude.

 

Die Ortsnamen, die man zuweilen sehr differenziert zur Schreibweise ausspricht hießen u.a.: Walcha, Bingarra, Narrabri, Nundle, Invernell, Gunnedah, Tamworth etc. Jede dieser Ortschaft hat einen speziellen Beinamen: Wie Koala Hauptstadt, Countrymusic Hauptstadt, Pferdehauptstadt, Goldgräberhauptstadt etc. Die Namen sind teilweise aus der Aboriginalsprache übernommen.

 

Sehr imposant während dieser Reise war die Besichtgung der Sawn Rocks, eine durch Vulkanausbruch und Wasserausspülung während des Erkaltens der Lava entstandene Felsformation.

 

Dadurch dass diese Landschaft sehr hügelig ist, hatten wir auch Gelegenheit eine Vielzahl von 'Lookouts' zu besuchen und einen wunderschönen Blick ins jeweilige Land zu werfen. Einer der höchsten Aussichtspunkte war am Mount Kaputar (1512m ü.d.M.).

 

Interessant war auch der Besuch eines Observatoriums, Siding Spring, mit einer ausführlich und interessant gestalteten Führung durch die Himmelswelt. Es war uns auch gestattet von einer Besuchergallerie aus, einen Blick auf das größte Teleskop Australiens zu werfen.

 

Weitere Besichtigungen folgten:

  • Zoo mit ausschließlich australischer Tierwelt

  • Country Music Museum mit Wachsfiguren der einschlägigen einheimischen Musiker (sehr gut gemacht)

  • Salz Grotten (wenig sehenswert)

  • Goldgräbermine

  • Wollfabrik

  • riesige Kohlenmine

  • größte wandernde Sanddünen der südlichen Erdhalbkugel.

     

Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch die abenteuerliche Fahrt auf einer 'dirty road'. Eine typische aus roter Erde bzw. rotem Sand bestehende Straße durch den Busch. Mit einem 4WD Fahrzeug natürlich kein Problem, mit einem normalen Fahrzeug, noch dazu ziemlich abgefahrenen Reifen, eher ein Wagnis. Sollte nun der Himmel auch noch seine Schleusen öffnen, wie dies den Anschein hat, dann wäre es besser, wir sind wieder auf einer befestigten Straße. Ein Steckenbleiben im Schlamm wäre die unweigerliche Folge. Zum Glück setzte der Regen erst ein, als wir nach Stunden wieder auf der Hauptstraße waren. Das ganze Gebiet hier nennt sich 'Pilliga Nature Reserve' und ist von unzähligen dieser Straßen bzw. Wege durchzogen. Natürlich sind sie nicht beschriftet und ist es daher ratsam eine Detailkarte mit sich zu führen, hatten wir aber nicht. Irgendwie fanden wir jedoch aus diesem Irrgarten heraus und hatten einen tollen Einblick in das australische Buschland. Wiederum sahen wir viele Känguruhs, die hier bessere Überlebenschancen haben, weil es kaum Verkehr gibt. Während unserer Fahrt trafen wir lediglich auf ein einziges anderes Fahrzeug.

 

Da die Australier, wie uns bereits von den Neuseeländern schon bekannt war, gerne verreisen, vorzugsweise in einem Campmobil oder mit einem Wohnwagen gibt es eine hervorragende Infrastruktur für Reisende. In jedem Ort findet man saubere öffentliche Toiletten, manchmal sogar Duschen, günstige Campingplätze, ebenfalls mit allem Notwendigen ausgestattet und auch viele andere ruhige Platzerl, wo man sein Fahrzeug über Nacht abstellen und sich nach einem zumeist herrlichen Sonnenuntergang Schlafen legen kann, wobei man jedoch erst Schlaf findet nachdem auch der letzte der riesigen Vogelschar seinen Abendgesang eingestellt hat …

 

Im übrigen fand ich hier in Australien wirklich alles, was ich so von zu Hause gewohnt war und zumeist auf dieser Reise vermisst hatte: Mannerschnitten, echt steirisches Kürbiskernöl und dank Hofer (der hier wie in Deutschland Aldi heißt) auch Nürnberger Lebkuchen und Salzburger Mozartkugeln. Man fühlt sich zu Hause, was natürlich auch an den sehr gastfreundlichen und hilfsbereiten Australiern liegt.

 

In der letzten Novemberwoche verließen wir Port Stephens, die 'Hauptstadt der Delphine' und segelten nach einem weiteren dreitägigen Aufenthalt in Newcastle weiter zum weitläufigen Segelrevier von Lake Macquarie.