Februar 2012
Irgendwann einmal ist alles vorbei und so endet diesmal unser Europabesuch nach 2 1/2 Monaten am 8. Februar d.J.
Im Gegensatz zu unserem Heimflug, bei dem wir über Los Angeles flogen, geht der Rückflug über Hongkong. Jedoch wie bereits in Los Angeles haben wir auch diesmal keine Gelegenheit, uns die Stadt näher anzusehen.
Den längsten Aufenthalt bei der Rückreise zur Delphin haben wir in Auckland, wo wir einige Stunden auf den Anschlussbus nach Opua warten müssen. Obwohl uns Auckland mit angenehmen Temperaturen und T-Shirt Wetter empfängt, sind wir aufgrund der langen Anreise nicht so richtig fit für eine weitere Stadtbesichtigung. So verbringen wir die Ankunft in Neuseeland mit Essen und Trinken auf einer sonnigen Terrasse. Was gibt es Schöneres …..
Erst am 10. Februar gegen 23.00 Uhr sind wir wieder auf der Delphin. Alles bestens; unser Schiff hat unsere Abwesenheit gut überstanden.
Noch von Europa aus machten wir uns gleich den Termin bei der von uns gewählten Schiffswerft aus, wo wir planmäßig einige Wartungs.-, Renovierungs.- und Reparaturarbeiten durchführen wollen. Die von uns gewählte Robertson Werft liegt am Ende eines Flußlaufes, in Warkworth, nähe Auckland. Der Termin ist der 22. Februar und so verbleiben uns noch einige Tage Zeit uns wieder zu akklimatisieren. D.h. die ersten Tage verbringen wir mit viel Schlaf.
In Opua ist in der Marina nicht mehr viel los, keine Bekannten, kaum geöffnete Lokal. Also keine Ablenkungen von der Arbeit: Alles durchputzen, Wäsche waschen, Einkaufen, Organisieren der zu erwartenden Arbeiten in der Werft von Warkworth.
Am 17.02. verabschieden wir uns dann von Opua, Richtung Süden. Die erste Teilstrecke führt uns aber nur raus aus der Marina in die ca. 5 sm entfernte Bucht von Russell. Hinter uns haben wir schwarze Gewitterwolken, die aber an uns vorbeiziehen.
Nach einer ruhigen Nacht vor Anker, geht es dann am nächsten Tag recht zeitig, kurz nach Sonnenaufgang so gegen 7.00 Uhr morgens, wieder weiter, und zwar bis Whangaruru Harbour. Dort sind wir mit Wayne und Jill verabredet. Diese Bekanntschaft haben wir Marion aus Waiheke zu verdanken, die wir bereits im November besuchten.
Am Abend kommen Wayne und Jill zu uns an Bord und bringen uns aus deren Gemüse.- und Kräutergarten einiges mit: frisches Basilikum, Rosmarinzweige, Thymian, Gurken, Tomaten …
Der Gegenbesuch bei den beiden findet am darauf folgenden Tag bei herrlichem Sonnenschein statt. Wir werden in deren weitläufig und künstlerisch angelegten Garten herumgeführt. Jill ist auf diesem Gebiet eine wahre Meisterin. Trotzdem haben die beiden sich entschlossen, den auf einem Hügel gelegenen wunderschönen Besitz nach nur 8 Jahren zu verkaufen und nach Waiheke Island zu übersiedeln. Dies ist jedoch typisch für die Neuseeländer und entspricht der durchschnittlichen Behaltedauer von Liegenschaften. Die Neuseeländer - ein unstetes Volk.
Die Etappe, die wir uns für den 20.02. vorgenommen haben, würde uns in die Nähe von Whangarei – bei Seglern ein beliebter Hafen mit Marina – führen. Die ersten Stunden des Tages müssen wir unter Motor fahren, da der Wind zunächst ausbleibt. Als er dann endlich unsere Segel aufbläht, legt er plötzlich stark zu und Erich hat zu tun, um die Segel zu reffen (na ja wahrscheinlich ist er noch ein bisschen eingerostet vom Europaurlaub).(Knapp etwas über 50 ) Nach Durchzug dieser Bö mit viel Regen, geht es dann aber wieder gemütlich weiter. In dieser Nacht ankern wir in der Smuggler Cove.
Am 21.2. sind wir planmäßig im Mahurangi River und verbringen eine etwas unruhige Nacht vor Anker.
Um 7.00 Uhr früh weckt uns ein sehr ungewöhnliches Geräusch: Der von uns eingestellte Wecker tut seine Dienste. Wir bekommen nämlich um 07.15 Uhr Besuch von John aus der Werft, der uns den ca. 5sm langen Weg flussaufwärts lotsen wird, da der Mahurangi selbst bei Hochwasser nur auf einer schmalen Rinne zu befahren ist, die man genau kennen sollte. So kommen wir auf einer herrlichen (ich glaube dies von mir so viel strapazierte Wort habe ich in diesem Monatsbericht noch nicht verwendet) Flussfahrt sicher an unser Ziel, wo wir die nächsten Wochen – wahrscheinlich viel Blut und Wasser schwitzend - verbringen werden.
Die Delphin wird sogleich aus dem Wasser geholt und stellen wir fest, dass sich während unseres Aufenthaltes in Opua, Millionen kleiner Muscheln am Unterwasserschiff angesiedelt hatten.
Ich mache mich während des Abschrubbens dieser Muscheln auf den Weg nach Warkworth zum Supermarkt, Frühstück einkaufen. Ich bin ganz begeistert von dem Weg, der von der Werft zum Ortszentrum führt. Ich komme auf einem kleinen Wanderweg bei top gepflegten Gärten vorbei, einmündend in einen romantischen Pfad dem Fluss folgend und schließlich endend in einem toll angelegten Park. Und schon bin ich nach 10 min. bei einem großen, sauber geführten Supermarkt.
Wir besprechen dann mit John, der hier sozusagen die Organisation über hat, alles was unser Herz begehrt und die Delphin braucht. Wir vereinbaren mit ihm, dass er uns entsprechende Kostenvoranschläge macht, damit wir dann endgültig entscheiden, was wir machen lassen, was wir evtl. selber machen und was dem Rotstift zum Opfer fallen soll.
Die ersten Tage geht aber dann nicht so richtig was weiter. Wir bekommen keine Kostenvoranschläge und werden nur vertröstet. Die einzige Entscheidung, die fällt, ist, dass wir das Unterwasserschiff nicht sandstrahlen lassen – dies würde aufgrund der strengen Umweltschutzbestimmungen in Neuseeland ein viel zu großer auch finanzieller Aufwand sein, als das es für uns in Frage käme. Man müsste das Schiff in eine 'Garage' Stellen, um den Dreck auffangen zu können. Das hieße aber: einen Kran kommen lassen, alle Stage entfernen und den Mast legen. Nach eingehender Besichtigung der aufgetragenen Antifoulingschichten, erklärt uns ein Profi, dass es ohne weiteres praktikabel wäre, die obersten Schichten abzukratzen, den Rest dann abzuschleifen und alles wieder neu auftragen. Diese Arbeiten werden dann auch bald in Angriff genommen. Es stellt sich jedoch dabei heraus, dass dieses Abkratzen und Abschleifen eine Mörderarbeit ist: anstrengend, sehr staubig und enorm zeitraubend. Was soll's!
Außer oben beschriebener Arbeit, hören wir dann aber nicht mehr viel von John. Den Grund hiefür erfahren wir dann aber alsbald: John ist nur noch bis Ende der Woche in der Werft und wird dann 'retired', er geht also in Pension. Aha! Jetzt haben wir's. Der Firmenchef selbst wird sich dann in Zukunft um uns und unsere Anliegen kümmern. Auch recht, wenn er es nur gleich getan hätte...
Die nächsten Schritte sind dann, dass wir unsere Rettungsinsel, die wir ja im Fall des Falles mit uns mitschleppen, nach drei Jahren zum Service bringen lassen, ebenso wird die 100m lange Ankerkette samt Anker und Zweitanker zum feuerverzinken nach Auckland gebracht. Das hätten wir dann mal schon und war noch das einfachere.
Erich entfernt sämtlichen 'Ramsch', äh ich meine unseren Campingtisch, dazugehörigen Sessel, diverse Stangen, Kiste mit Benzin für Beibootmotoren, Halterung der Beibootmotoren, Reserveanker etc. etc. vom Heck, ebenso wie die Windsteuerfahne, die Halterung der Pacerella (Aufgang zum Schiff, wenn wir im Hafen liegen) und mehr. Wir wollen nämlich auch die Decksbeläge erneuern sowie das Cockpit neu streichen. Schnell stellen wir jedoch fest, dass auch das Entfernen der Decksbeläge samt darunter befindlichem Kleber ebenfalls eine 'Mörderarbeit' ist und so wird schnell beschlossen, zumal auch kostensparend: die alten Beläge tun's auch noch. Lediglich im Heckbereich sollen sie durch einen rutschfesten Anstrich ersetzt werden. An dieser Stelle ist der alte Belag nämlich bereits teilweise gebrochen und sehr unschön.
Dafür bestellen wir ein neues Bimini in etwas abgeänderter Form, so wie sich herausgestellt hat, dass es für uns praktischer ist.
Zwischen dem Abkratzen des Antifoulings verbringt Erich seine Tage mit Wartung des Wasserwerks, Entfernung des sinn.- und nutzlos montierten Fernsehers (endlich!), Neugestaltung der entstandenen freien Fläche, Vorbereitungsarbeiten zum Entfernen der beiden Wellen, die wiederum sehr schwergängig und somit wartungsbedürftig sind.
Als einer der ersten Arbeiter auf der Werft stellt sich uns Pony (ich muss ihn noch fragen, ob er den Namen aufgrund seiner Frisur - er trägt einen Pferdeschwanz – hat) vor. Er ist Maorischer Abstammung und sehr freundlich, immer fröhlich und fleißig. Er lädt uns eines Freitagabends zu einer Grillparty aus Anlass seines 45. Geburtstages ein. Er entpuppt sich auch als guter Koch. Bei dieser Gelegenheit lernen wir auch die Besatzung des 17m Segelschiffes 'TeApiti' kennen. Gisela aus der BRD und Peter aus der Schweiz, die das Los des Werftlebens derzeit mit uns teilen.